Ekaterina Sannikova (AIDA)

19.07.2024 - Oper im Steinbruch/
St. Margarethen, Burgenland

Guiseppe Verdis AIDA

Die Opernproduktionen im Steinbruch St. Margarethen sind ein seit Jahren wiederkehrendes und herausragendes kulturelles Großereignis in Österreich. Unter der Intendanz von Daniel Serafin finden die Opern nicht nur Anklang bei Liebhaberinnen und Liebhabern des Genres. Der ganze Abend wird zu einem besonderen Erlebnis für alle Kulturinteressenten und Generationen. Spektakuläre Inszenierungen und Gourmet- Köstlichkeiten sorgen für einen besonderen Theaterbesuch. Für dieses Jahr wurde angekündigt, dass man sich erneut übertreffen möchte. Und es wurde nicht zu viel versprochen.

AIDA ist eine Oper in vier Akten von Giuseppe Verdi. Das Libretto stammt von Antonio Ghislanzoni, nach einem Szenarium des Ägyptologen Auguste Mariette. Die Uraufführung fand am 24. Dezember 1871 im Khedivial-Opernhaus in Kairo statt. 2014 wurde das Stück erstmals im Steinbruch aufgeführt.

Raehann Bryce-Davis (Amneris)


Die Handlung spielt im antiken Ägypten und dreht sich um die tragische Liebesgeschichte zwischen der äthiopischen Prinzessin Aida und dem ägyptischen Heerführer Radames.

Der Steinbruch selbst bietet bereits eine natürliche und dramatische Kulisse. Der überdimensionale Sarkophag und Obelisk, die mehr als 100 Fontänen und Wasserspiele (CRYSTAL), der monumentale und brennende Elefant bieten eine beeindruckende visuelle Optik, die gerade beim kolossalen Triumphmarsch zum Tragen kommt. Es wird zudem mit viel Symbolik gearbeitet. Projektionen (Media Apparat) verstärken das atmosphärische Bühnenbild (Thaddeus Strassberger).

Feuer und Wasser – blau und rot - sind die Elemente, die die Dramaturgie bestimmen. Diese spiegeln sich auch in den mehr als 200 opulenten Kostümen von Giuseppe Palella wider.

Aber auch Schwerttänzer, Stunts mit Feuer und ein Seiltänzer in schwindelerregender Höhe lassen das Publikum staunen. Der Seiltänzer hat seinen großen Auftritt allerdings in den entscheidenden letzten Minuten des Stücks, was stark vom wichtigen Geschehen auf der Bühne ablenkt und das dramatische Finale verblassen lässt. Als Tipp empfiehlt es sich, den Artisten erst gegen Ende der Schlusssequenz ins Auge zu fassen.

Mikheil Sheshaberidze (Radames)

Die Story:
Im ersten Akt erfährt der ägyptische Heerführer Radames (Mikheil Sheshaberidze), dass die Äthiopier Ägypten bedrohen. Er hofft, zum Befehlshaber der Armee ernannt zu werden, um in den Kampf zu ziehen. Radames ist in die äthiopische Sklavin Aida (Ekaterina Sannikova) verliebt, die in Wirklichkeit die Tochter des äthiopischen Königs Amonasro (Gangsoon Kim) ist. Aida liebt ihn ebenfalls, steht aber in einem Loyalitätskonflikt, da ihr Vater gegen Ägypten kämpft. Die ägyptische Prinzessin Amneris (Raehann Bryce-Davis) liebt Radames ebenfalls und ist eifersüchtig auf Aida.

Im zweiten Akt kehrt Radames siegreich aus dem Krieg zurück. Amneris versucht, Aidas Gefühle für Radames herauszufinden, indem sie vorgibt, Radames sei gefallen. Aida zeigt ihre Trauer und ihre Liebe zu Radames. Der Pharao beschließt, Radames als Belohnung für seinen Sieg die Hand seiner Tochter Amneris zu geben.

In Akt drei treffen sich Aida und Radames heimlich am Vorabend der geplanten Hochzeit. Aida ist verzweifelt und träumt von ihrer Heimat. Ihr Vater Amonasro, der inkognito in Ägypten ist, fordert sie auf, von Radames militärische Geheimnisse zu erfahren, um Äthiopien zu retten. Radames verrät ungewollt den Angriffsplan der Ägypter, und Amonasro enthüllt seine Identität. Radames wird wegen Hochverrats verhaftet, während Aida und Amonasro fliehen.

Gangsoon Kim (Amonasro)

Im finalen vierten Akt wird Radames zum Tode verurteilt, obwohl Amneris versucht, ihn zu retten, wenn er Aida abschwört. Radames lehnt ab. Er wird lebendig in einer Grabkammer eingemauert. Aida hat sich jedoch heimlich zu ihm gesellt, um mit ihm zu sterben. Gemeinsam akzeptieren sie ihr Schicksal und träumen von einem vereinten Leben nach dem Tod, während Amneris neben ihrem Grab um Radames trauert.

Die Oper kombiniert Politik, Intrigen und Machtspiele mit einer tiefgehenden persönlichen Tragödie was ein enorm großes Spektrum für die Charaktere bietet.

Verdis Komposition sind für seine musikalische Pracht und emotionalen Tiefen bekannt, sowie komplex und mitreißend. Er hatte die Fähigkeit tief empfundene Emotionen, die seine Figuren durchleben, musikalisch genial umzusetzen. Er löst mit seiner Musik tiefe Gefühle aus, mehr als tausend Worte das tun könnten. Man spürt die Tragik und wird von der Musik überwältig, die das Piedra Festivalorchester unter der Leitung von Iván López-Reynoso gefühlsbetont umsetzt.

Ekaterina Sannikova (AIDA), Mikheil Sheshaberidze (Radames)

Ekaterina Sannikova ist eine kraft- aber auch gefühlvolle AIDA. Ihre Leidenschaft und ihr innerer Konflikt sich für die Liebe zu Radames oder für die ihres Vaters und Volkes zu entscheiden, setzt sie ausdrucksstark um.

Mikheil Sheshaberidze als Radames taucht in die tiefen Schichten seiner Figur, zwischen Heldentum und den Gefühlen zu AIDA ein und verleiht ihr so Tiefe.

Jongmin Park (Ramfis), Mikheil Sheshaberidze (Radames)

Raehann Bryce-Davis als Amneris, hat die tiefste psychologische Dimension. Ihre verschämte Liebe, die allmählich in Hass umschlägt und ihre Seelenqualen, nachdem Radames zum Tode verurteilt werden soll, berühren zutiefst.

In weiteren wichtigen Rollen begeistern auch der Oberpriester Ramfis (Jongmin Park), Il Re (Artyom Purnell) und Messaggero (Xhoiden Dervishi). Der Philharmonia Chor Wien sorgt erneut für die kraftvolle Unterstützung der Solistinnen und Solisten.

AIDA ist ein Meisterwerk der Opernliteratur und wurde in der Inszenierung von Thaddeus Strassberger in St. Margarethen musikalisch und dramaturgisch beeindruckend umgesetzt. Ein Bühnenerlebnis das man sich nicht entgehen lassen sollte.

  • 20240719_211345
  • 20240719_224124
  • 20240719_213632
  • 20240719_205105
  • 20240719_205307
  • 20240719_205737
  • 20240719_210502
  • 20240719_210521
  • 20240719_212123
  • 20240719_222726
  • 20240719_224822
  • 20240719_225035
  • 20240719_232854
  • 20240719_203732
  • 20240719_204931


6 von 6 Sternen:
★★★★
                            Kritik: Michaela Springer; Fotos: Wolfgang Springer

2025 wagt sich das Team um Intendanten Daniel Serafin an Richard Wagners DER FLIEGENDE HOLLÄNDER.

AIDA ist noch bis zum 24. August zu erleben.

www.operimsteinbruch.at




 

E-Mail
Instagram