Benjamin Spindelberger, Anna Sagaischek

09.05.2024 - Scala/ Wien

FETTES SCHWEIN

Es könnte alles so einfach sein. Tom lernt zufällig Helen kennen. Sie finden sich symphatisch und kommen in ein unbeschwertes Gespräch. Es folgen weitere Treffen und Helen avanciert zu Toms Traumfrau. Sie ist witzig, intelligent, unkompliziert und sie steht dem Leben bejahend gegenüber. Sie ist mit sich und ihrem extremen Übergewicht in Reinen.

Für Toms Arbeitsumfeld ist Aussehen äußert wichtig und bestimmt quasi den Marktwert. So findet er stets einen Weg die Treffen geheim zu halten. Aber Helen ist das nicht genug. Sie hat tiefe Gefühle zu Tom und will eine ganz normale Beziehung. Doch Tom ist zu schwach. Die gesellschaftlichen Zwänge erdrücken die Liebe. Ihm ist seine Anerkennung wichtiger. Und so verläßt er seine Traumfrau schweren Herzens.

Sebastian von Malfer, Benjamin Spindelberger

So wie das wahre Leben, gibt es nicht immer ein Happy End. Der Autor Neil LaBute, zeigt eine menschliche Charakterstudie in all ihrer Bandbreite. Schonungslos deckt er die Oberflächlichkeit der Gesellschaft auf, in der man nach dem Aussehen beurteilt wird.

Die Inszenierung von Sam Madwar provoziert, wühlt auf und die unbarmherzige Direktheit regt zum Nachdenken an.

Benjamin Spindelberger als Tom verleiht der Rolle durch seine emotionale Zerissenheit Tiefe. Sein innerlich aussichtsloser Kampf, bei dem seine Oberflächlichkeit überhandnimmt, ist unverständlich. Damit ist er nicht besser als sein angeblicher Freund Carter, grandios verkörpert von Sebastian von Malfer. Er spielt das aalglatte Arschloch mit einer unglaublich lockeren Art. Alte und Fette findet er abstoßend und er lässt keine Gelegenheit aus diese zu demütigen. Er beobachtet gerne Konflikte und facht mit verbalen Einwänden die Situation noch mehr an. Er ist der Spiegel unserer Gesellschaft.

Benjamin Spindelberger, SelinaStroebele, Sebastian von Malfer

Selina Ströbele ist die Arbeitskollegin und Toms Exfreundin Jeannie. Ihre Enttäuschung und Verletztheit sowie die nicht erneute Chance wieder zusammen zu kommen, bricht in Wut und Gefühlschaos aus. Ihr Spiel voller Schmerz, Wut, Verletztheit ist nachvollziehbar und ergreifend.

Anna Sagaischek spielt die Rolle der Helen mit einer beeindruckenden Ausdruckskraft und Selbstbewusstsein. Sie ist eine starke Persönlichkeit, trotz ihrer innerlichen Verletzlichkeit.

Anna Sagaischek, Benjamin Spindelberger

Mit dem Stück, wird einem der Spiegel unserer Gesellschaft gezeigt. Leider wird die Toleranz gegenüber des anders Sein oft nur vorgespielt oder durch den Gruppenzwang erstickt. Viel zu wenige stehen dazu, werden sie dadurch oftmals selbst zu Außenseitern. Hier ist noch sehr viel Luft nach oben. Mit FETTES SCHWEIN wird man angehalten mehr Akzeptanz gegenüber anderen zu zeigen. Es ist ein Stück mit großer emotionaler Kraft und in der Summe eine packende Produktion.

FETTES SCHWEIN ist noch bis 25. Mai 2024 zu sehen.

5 von 6 Sternen: ★★★★★
  Kritik: Michaela Springer; Fotos: Bettina Frenzel

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www.theaterzumfuerchten.at




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