03.05.2024 - Theater Neue Flora/ Hamburg

Disneys HERCULES
Neues Disneymusical feiert Weltpremiere in Hamburg

Bereits am 24.03.24 fand die umjubelte Weltpremiere von Disneys HERCULES im Theater neue Flora in Hamburg statt. Etwas verspätet haben wir das neue Zugpferd der Stage Entertainment in der Musicalmetropole für euch besucht, um die Inszenierung des Disney Klassikers mit der Musik von Alan Menken und David Zippel auf Herz und Muskeln zu prüfen. Denn die Erwartungen waren groß und das Stück bereits Monate vor dem ersten Heben des Vorhangs in der Hansestadt in aller Munde: Dass die Disney Theatrical Group eine deutsche Stadt für die Weltpremiere eines Klassikers aus dem Hause Disney auswählt, geschah zuletzt im Jahr 1999.


Die Geschichte deckt sich, bis auf einige Kürzungen und Anpassungen für eine Bühnenfassung (Buch: Robert Horn und Kwame Kwei-Armah), mit der der Filmvorlage und beginnt mit dem Streit zweier Brüder: Denn während der eine (Zeus, gespielt von Swen Overman) den Olymp regieren darf, muss sich der andere (Hades, gespielt von Detlef Leistenschneider) mit der Unterwelt begnügen. Getrieben von Rachegefühlen und mithilfe einer List, gelingt es Hades, Zeus‘ Sohn Hercules (gespielt von Benét Monteiro) auf die Erde zu verbannen – nicht als Gott, sondern als Mensch. Nur seine übermenschliche Muskelkraft ist dem Gottessohn noch geblieben, der als junger Heranwachsender verzweifelt nach seinem Platz in der Welt sucht und sich und dem Publikum gleichermaßen die Frage stellt, was einen Helden eigentlich ausmacht.

Benét Monteiro (Hercules), Mae Ann Jorolan (Meg)

Begleitet wird die Geschichte von insgesamt 22 Songs aus den Federn des achtfachen Oscar-Preisträgers Alan Menken (Musik) und David Zippel (Text). Wie bei Disneymusicals üblich wurden die bekannten Filmmelodien (u.a. "Go the Distance", "Zero to Hero") durch musikalisch stimmige Nummern ergänzt, die das Erzählen der Geschichte vorantreiben und den Charakteren Tiefe verleihen sollen. Leider sind diese Ergänzungen jedoch wenig eingängig und verpassen die Chance, zusätzliche Highlights zu schaffen. Dagegenhalten können glücklicherweise die großartigen deutschen Texte von Kevin Schroeder sowie der überraschend volle Klang des Orchesters, die dafür sorgen, dass die Musik alles in allem doch überzeugen kann.

Benét Monteiro (Hercules)

Letzteres bewirkt auch die durchgängig sehr solide Leistung der Cast, die von Benét Monteiro angeführt wird. So trifft der 39-Jährige in der besuchten Vorstellung jeden Ton, singt und spielt voller Hingabe und mit sichtbarer Leidenschaft. Damit schafft er einen zutiefst authentischen Hercules, der mit seiner lebenshungrigen, humorvollen und etwas naiven Art das Publikum schnell für sich einnehmen kann.

Mae Ann Jorolan (Meg), Detlef Leistenschneider (Hades)

Auch Mae Ann Jorolan ist eine sehr passende Besetzung der Meg und überzeugt sowohl stimmlich als auch schauspielerisch als toughe, schlagfertige junge Frau, die es zunehmend schafft, sich der Liebe zu öffnen. 

Detlef Leistenschneider als Hades ist alles andere als ein typischer Disney-Bösewicht, denn auch er kann das Publikum mit Witz und Sarkasmus schnell für sich gewinnen.

Die heimlichen Hauptdarstellerinnen des Stückes sind jedoch die fünf Musen (Leslie Beehann, Chasity Crisp, Venolia Manale, UZOH und Shekinah McFarlane). Sie führen als Erzählerinnen durch das Stück und schlagen somit eine Brücke zwischen Bühnenhandlung und Publikum. Vom ersten bis zum letzten Auftritt überzeuge sie mit Stimmgewalt und Bühnenpräsenz – kein Wunder also, dass der Applaus nach ihren Nummern besonders frenetisch zu sein scheint.


Neben der Besetzung ist in dem neuen Disneyhit auch das Bühnenbild (Dane Leffrey) geglückt, das mit dem Video- und Lichtdesign (George Reeves und Jeff Croiters) sehr gut harmoniert. Durch das abgestimmte Zusammenspiel physischer und digitaler Bühnenelemente entstehen je nach Szene authentische Versionen des prunkvollen Olymps, eines griechischen Marktplatzes oder der düsteren Unterwelt. So macht das Zusehen wirklich Spaß, ein echter Hingucker wie ihn die Disney-Nachbarn an der Elbe zu bieten haben ("Die Eiskönigin" und "Der König der Löwen"), fehlt jedoch.


Mit dem Gefühl des fehlenden Wow-Effektes verlassen wir nach der besuchten Vorstellung auch das Theater. So ist das Stück, bis auf die eher flache und vorhersehbare Story, vor allem eines: solide. Solide Musik, solide Besetzung, solide Szenenbilder. Ob das in einer Stadt wie Hamburg reicht, um sich gegen die starke Bühnenkonkurrenz durchzusetzen, bleibt abzuwarten.

4 von 6 Sternen: ★★★★                  
                          Kritik: Laura Schumacher;
                          Fotos: Johan Persson/ Disney/ Stage Entertainment

.


 

 

 

 

E-Mail
Instagram