30.12.2021 - Volksoper/ Wien
LADY IN THE DARK
Wien gilt als Wiege der Psychoanalyse. Sigmund Freud war der prägnante Begründer und einflussreichste Denker des 20 Jahrhunderts. Doch waren die Amerikaner offener als die Wiener für neue Methoden und eher bereit sich auf die Couch zu legen und einen Seelenstriptease hinzulegen. So ist es auch nicht verwunderlich, dass bereits zwei Jahre nach Sigmund Freuds Tod das erste Music Play mit diesem Thema am 23. Jänner 1941 am Broadway Premiere feierte.
LADY IN THE DARK ist ein Music Play, mit der starken Betonung auf Play, was dem Stück aber durchaus zugutekommt. Die Musik von Kurt Weill ist im amerikanischen Mainstream Stil der 40er Jahre mit swingenden Tanznummern. Der in die USA emigrierte Deutsche hat sich gegenüber seinem Klassiker „Dreigroschenoper“ musikalisch weiterentwickelt, ein echter Ohrwurm fehlt jedoch. Es gibt gefällige Melodien ohne nennenswerte Höhepunkte. Musikalisches Highlight ist die Zirkustraumsequenz.
Die Geschichte dreht sich um Lisa Elliott, Herausgeberin einer Modezeitschrift, die mitten in einer Lebenskrise steckt. Seit kurzem kann sie keine Entscheidungen mehr treffen. Wut und Heulattacken gehören zum Alltag und so sucht sie Dr. Brooks auf. In den Sitzungen schildert sie drei Träumen in denen sie von allen Männern begehrt wird. Im Stil einer großen Revue werden diese Träume umgesetzt. Es ist ein rasanter Wechsel zwischen Traum und Wirklichkeit.
Trotz ihrer Krise muss sich Lisa als Führungskraft beweisen und ihre unglücklichen Beziehungen meistern. Doch Dr. Brooks kann in ihr Innerste vordringen und die Ursache ergründen. Einem scheinbaren Happy End steht also nichts mehr im Weg.
Matthias Davids schafft die zwei Welten, der Realität und der Träume konträr zu beleuchten. In der Fantasie schöpft er aus seiner ganzen Kreativität und so entsteht eine bunte, schillernde, aber teilweise bizarre Vision. Ihr gegenüber steht die klar, kalt und durchstrukturierte Realität, in der dennoch ein paar ausgeflippte Paradiesvögel Platz haben.
Julia Koci ist eine resolute Lisa Elliott mit starker Bühnenpräsenz. Sie trägt das ganze Stück.
Zum Publikumsliebling avanciert Jakob Semotan, der in der in den Rollen des schwulen Redakteures, Chauffeurs und Zirkusdirektor brilliert.
Axel Herrig als langjähriger Geliebter, der nun bereit ist, seine Frau für Lisa zu verlassen, überzeugt mit starker Bühnenpräsenz. Gesanglich ist es ihm durch die Rolle nicht möglich sein Stimmvolumen in voller Breite zu zeigen.
Robert Meyer ist ein zurückhaltender Dr. Brooks, der gezielt mit ruhiger Stimme Fragen stellt und Denkanstöße gibt. Es ist gerade sein zurückhaltendes Spiel, das so überzeugend ist.
Ben Connor als egomanischer Hollywoodstar Randy Curtis wirkt durch sein übertriebenes Spiel jedoch etwas peinlich.
LADY IN THE DARK taucht in ein interessantes Thema ein. Geschickt werden Träume in Musical-Revue-Sequenzen gebettet. Die bunten, glamourösen und einfallsreichen Kostüme stammen von Susanne Hubrich. Hans Kudlich zeichnet für das teils überdimensionale Bühnenbild verantwortlich. Besonders zu erwähnen ist die Zirkustraumsequenz. Die Choreographie ist schwungvoll und vor allem bei den Visionen phantasievoll umsetzen.
Obwohl Ohrwürmer fehlen und man das Stück insgesamt straffen hätte können, ist die Thematik der Psychoanalyse in der Geschichte interessant verarbeitet. Die Umsetzung des Teams der Wiener Volksoper und die Leistung des Ensembles sind jedoch herausragend.
5 von 6 Sternen: ★★★★★
Kritik: Michaela Springer
© Petra Moser-Volksoper Wien | © Barbara Pálffy-Volksoper Wien |
16.12.2021 - Kulturring Brigittenau/ Wien
Weihnacht ... Noel ... X-Mas
Besinnliches ... und zu belächelndes
mit René Rumpold & Johannes Terne
„Alle Jahre wieder“ … stimmt leider nicht so ganz, denn wenn der Virus net will, nützt es gar nix. Und so musste 2020 Jahr eine Zwangspause eingelegt werden. Doch gerade in so schwierigen Zeiten sehnt man sich nach einem Stück Normalität, und wenn es nur für einen kurzen Augenblick ist. Mit 2G, Abstand und Maske ist man allerdings weit davon entfernt. Das Trio René Rumpold, Johannes Terne und Axel Ramerseder (Klavier) wollten ihren treuen Fans mit einem abwechslungsreichen literarisch-musikalischen Programm, aller Widrigkeiten zum Trotz, einen schönen vorweihnachtlichen Abend bereiten.
Es gab besinnliches, nachdenkliches und heiteres, umrahmt mit klassischen Weihnachtsmelodien. Zu diesen Melodien zählten unter anderem „White Christmas“, das altschottische Weihnachtslied „Morning Has Broken“, „Morgen, Kinder, wird´s was geben“, „O Tannenbaum“ oder mit Akkordeon-Begleitung von Johannes Terne „Leise rieselt der Schnee“. Doch auch das Wiegenlied „Heidschi Bumbeidschi“ und Louis Armstrongs Hommage an die Schönheit der Welt, „What A Wonderful World“, bekannt aus dem Kinofilm „Good Morning Vietnam“ fanden Einzug in das Programm.
Musikalischer Höhepunkt sicherlich René Rumpolds Eigenkomposition „Warum nur einmal im Jahr“. Ein Appell an die Menschen sich an allen Tagen des Jahres Respekt, Wertschätzung und Liebe entgegenzubringen.
Was man einmal erlernt hat, vergisst man nicht - das bewies Johannes Terne. Als 8-jähriger widmete er sich dem Spielen des Akkordeons, nach über 40 Jahren Pause beherrscht er sein Instrument immer noch vorbildlich. Unter Beweis konnte er dies beim „Eva-Walzer“ stellen.
Bei den literarischen Beiträgen konnten die beiden Hauptdarsteller speziell ihre komödiantischen Qualitäten zeigen.
Wenn der Mann andächtig „Stille Nacht“ unter dem Christbaum singen möchte und sich seine Partnerin währenddessen lautstark über den Baum brüskiert, birgt das schon Konfliktpotential. ... Was macht Mann, wenn für den Baum kein Lametta zum Schmücken im Haus ist? Genau, man greift zum Sauerkraut aus der Dose. ... Um die Bescherung noch spannender für die Familie zu gestalten, motzt man einfach den Christbaumständer auf, sodass sich das Gehölz zur Musik im Kreis dreht. Was aber tun, wenn die Technik verrücktspielt? ... Bis „Der Dienstweihnachtsbaum“ in Betrieb gehen kann, braucht es genaue und bürokratische Anweisungen an die Angestellten. ... Die „Vorbereitung zur Firmen-Weihnachtsfeier“ kann für die Personalabteilung zum Martyrium werden, wenn es etwa zu Sonderwünschen von Nichtrauchern, Vegetariern oder Schwangeren kommt. ... Makaber, aber einer der beliebtesten Weihnachtsgedichte ist „Advent“ von Loriot. Wenn die Försterin ihren Mann fein säuberlich zerlegt, dem Knecht Ruprecht für die Armenspeisung spendet. Richtig schön schaurig und morbide erzählt von Johannes Terne.
René Rumpold und Johannes Terne verstanden es ihr Publikum zu begeistern.
Nach einigen Zugaben endete dieser vorweihnachtlich stimmige Abend mit dem Welthit „Stille Nacht“, von René Rumpold gefühlvoll in Französisch, Japanisch und Deutsch interpretiert.
Stimmungsvolle 6 von 6 Sternen: ★★★★★★
Kritik: Wolfgang Springer; Fotos: Michaela Springer
17.11.2021 - Altes Rathaus/ Wien
PIAF UND FREUNDE
mit René Rumpold & Johannes Terne
Unter den bereits düsteren Vorzeichen eines weiteren harten Lockdowns, lud RENÉ RUMPOLD und JOHANNES TERNE am 17. November zu einem musikalisch-literarischen Abend ins alte Rathaus in Wien. In diesem historischen Gemäuer huldigten die beiden Künstler „Edith Piaf und ihre Freunde“. Begleitet wurden beide von BARBARA REKTENWALD am Klavier.
Johannes Terne hatte biographisches und geschichtliches zu berichten und erzählte die eine oder andere Anekdote über Edith Piaf und ihre Freundinnen und Freunde. Darunter waren so große Namen wie Jacques Brel, Charles Aznavour und Marlene Dietrich. Mit vielen verband sie nicht nur eine künstlerische, sondern auch eine erotische Liaison.
Dieser Abend war sehr emotional. Eine überaus ergreifende Interpretation gelang René Rumpold mit „Sag mir wo die Blumen sind“ von Marlene Dietrich. Bei „Wann wird man je verstehen“, den Tränen nah, unterstrich er die Schwere und Symbolik des Satzes.
Mit der Strophe aus dem legendären Dietrich Klassiker „Lili Marleen“ - „Und sollte mir ein Leid geschehen, wer wird bei der Laterne stehen. Mit dir Lili Marleen?“ ermutigte Marlene Dietrich 1944 die amerikanischen Soldaten, die sich nach einer besseren Zukunft sehnten. René Rumpold und Johannes‘ Terne interpretierten diesen Song auf höchst emotionale Weise und trafen damit nicht nur das Wiener Herz, welches dieses morbide Verhältnis zu Eros und Thanatos besonders liebt und pflegt.
Mit „Non, je ne regrette rien“ (Nein, ich bereue nichts) setzte René Rumpold ein weiteres starkes Statement.
Gesanglich überzeugte René Rumpold an diesem Abend einmal mehr mit seiner kräftigen Stimme und leidenschaftlichen Interpretationen. Johannes Terne überraschte postiv bei so mancher Gesangsleinlage.
Das Publikum zeigte sich sichtlich begeistert von den beiden ausdrucksstarken Künstlern.
Hoffen wir, dass wir die beiden bald wieder auf der Bühne live erleben dürfen.
6 von 6 Sternen: ★★★★★★
Kritik und Fotos: Michaela Springer
24.10.2021 - Das Vindobona/ Wien
AND SO IT GOES
mit Sona MacDonald, Christian Frank und Herbert Berger
In der Covid Zwangspause, einer Zeit voller Stille und Ungewissheit, entstand bei den drei befreundeten Künstlern das Bedürfnis, die entstandene Leere mit Kreativität zu füllen. Am 24.10.2021 konnte man nun das entstandene Resultat erleben.
Mit AND SO IT GOES reisten die Zuschauer ins 20. Jahrhundert, in der die Menschen durch zwei Weltkriegen traumatisiert waren, aber auch von Liebe und Hoffnung geträumt wurde.
So reichte die Palette der musikalischen Errungenschaften von Brecht, Cole Porter, Kurt Weil, Jacques Brel, bis hin zu Billy Joel.
Kammerschauspielerin Sona MacDonald verstand es auf ihre eigene Art und Weise, die Lieder mit ganzer Hingabe, Leidenschaft und Leichtigkeit zu verkörpern und eine Tiefe zu erzeugen, die das Herz berührte.
Natürlich durften auch Songs von Marlene Dietrich nicht fehlen, die das Publikum begeisterte. "Sag´ mir wo die Blumen sind" hinterließ war einer jener emotionalen Nummern, die niemanden kalt ließ.
Am Klavier wurde sie begleitet von Creative Mind Christian Frank, Herbert Berger brillierte gleich an drei Instrumenten. Das harmonische Zusammenspiel des Trios machte den Abend zu einem besonderen Hörgenuss.
Als Zugabe und auf Wunsch vom Hausherrn Wolfgang Ebner durfte „I Dreamed A Dream“ aus "Les Misérables" nicht fehlen. Die Rolle der Fantine im Raimund Theater bedeutete für Sona MacDonald den künstlerischen Durchbruch. Und auch im Vindobona wurde ihre ergreifende Interpretation zum besonderen Highlight und gebührenden Abschluss eines emotionalen Vorabends.
6 von 6 Sternen: ★★★★★★
Kritik: Michaela Springer
17.10.2021 - Das Vindobona/ Wien
MÄNNERABEND
mit Mark Seibert &
Thomas Smolej
Am 17.Oktober wurde auf einen gelungenen MÄNNERABEND mit Mark Seibert und Thomas Smolej angestoßen. Der Saal des VINDOBONA war gut besucht, die vorwiegend weiblichen Gäste, teilweise mit männlichem Anhang, warteten voller Vorfreude, ihre Lieblinge Mark Seibert und Thomas Smolej endlich wieder nahe sein zu dürfen. Die beiden kennen sich seit "Bonnie & Clyde" in Baden.
Am Klavier begleitet wurde das Duo vom musikalischen Leiter der VBW, Michael Römer, der nicht nur gekonnt seine Finger über die Tasten gleiten ließ, sondern auch komödiantisches Talent bewies.
Im legeren Outfit (Seibert ungewohnt ohne Hemd, Anzug und Lederschuhen) starteten sie gemeinsam mit "Let it snow" in den Abend. Bei 14 Grad plus zumindest ein schöner Traum. Den Schlusspunkt setzten die beiden mit einem weiteren Weihnachtssong.
Musikalische Highlights gab es zwischendurch so manche, witzige, wie nachdenklich-melancholische, um mal "Dunkles Schweigen an den Tischen" und "Bring Him Home" aus "Les Misérables" zu erwähnen. Ersteres wurde unglaublich gefühlvoll im Duett vorgetragen, zweiteres voller Inbrunst durch Mark Seibert. Bemerkenswert ein Lied an welchem er selbst als Co-Autor tätig war. Eine gefühlvolle Ballade, warm interpretiert und mit Ohrwurmqualität.
Smolej, nach halbwegs überstandener Krankheit, etwas geschwächt, kämpfte sich tapfer durch seine Lieder. Kräftig bei den lauten Passagen, war er seinem Gegenüber durchaus ebenbürtig, doch die leisen Töne traf er oftmals nicht und konnte sie auch nicht halten. Dank seines komödiantischen Auftretens sah man jedoch gerne darüber hinweg.
Zwischendurch gaben sich die Männer immer wieder lustigen Gesprächen hin. Nicht selten war dabei das Thema Sex und Erotik bestimmend. So auch in vielen der frivol-amüsanten literarischen Beiträge. Dabei schlüpften sie mit verstellten Stimmen in die verschiedensten Rollen. Wie erklärt man einem kleinen Kind in aller Öffentlichkeit, was *f…* bedeutet?
Etwas schlüpfrig, aber witzig anzuhören ein Ausflug zweier betrunkener Männer in ein Bordell, in dem an diesem Abend „All you can f…“ ausgeschrieben ist.
Jugendfreie und noch unterhaltsamer die Vorstellung, dass wenn es zu Christi Geburt schon Facebook gegeben hätte, sämtliche Beteiligte miteinander vernetzt gewesen wären und man Neuigkeiten posten, kommentieren und liken hätte können. Gott und dem Heiligen Geist gefällt das.
Am Ende mussten die beiden den Aufforderung nach Zugaben nachgeben. So gab es ein Revival eines bereits vorgetragen Songs.
Der MÄNNERABEND war musikalisch, wie literarisch witzig, melancholisch, aber auch erotisch - sehr zur Freude der Zuschauer*innen.
Zum Trost an alle, die nicht genug bekommen konnten und jene, welche es an diesem Tag nicht in DAS VINDOBONA geschafft hatten, sei versichert, es wird noch mehrere Männerabende in dieser Konstellation geben. Mark Seibert und Thomas Smolej sind einfach zwei Sympathieträger, mit denen nicht nur Frauen gerne einen MÄNNERABEND verbringen.
6 von 6 Sternen: ★★★★★★
Kritik und Fotos: Wolfgang Springer
17.10.2021 - Tiroler Landestheater/ Innsbruck
ROMY SCHNEIDER
Ein Tanzstück von Enrique Gasa Valga
Schwierige Zeiten für die Theater, darum war es umso erfreulicher, dass nun endlich am 17. Oktober die Premiere des Tanzstückes ROMY SCHNEIDER im Großen Haus des Tiroler Landestheaters in Innsbruck über die Bühne gehen konnte.
Für Choreograph und Regisseur Enrique Gasa Valga ist es das vierte Tanzstück, welches er einer berühmten historischen Person widmet. Große Erfolge konnte er bereits mit Georg Trakl, Beethoven lautlos und Mayerling verbuchen. Romy Schneiders bewegtes Leben und tragisches Ende diente ihm als Inspiration seines neuesten Werkes. Das Libretto er gemeinsam mit Albert Serradó verfasst.
Valgas Stück erinnert, so seltsam es klingen mag, in der Umsetzung etwas an das Musical Elisabeth. Romy wird während des ganzen Stücks von ihrem Schatten tänzerisch begleitet, so, wie Elisabeth der Tod stets an ihrer Seite steht. Valgas Choreografien lassen einen nicht kalt, man sollte sich jedoch zuvor mit der Filmikone beschäftigt haben, um der Handlung genau folgen zu können.
Die Story:
Romy Schneider (Camilla Danesi) steht, Zigarette rauchend, an ihrem Schminktisch und blickt enttäuscht auf ihr Leben zurück. Den Zuschauer*innen wird klar, dass dieses Stück von Romy Schneider erzählt wird. Romys Lebensgeschichte von den Anfängen bei den Sissi-Filmen, der Druck der Mutter, mehr Filme über die Kaiserin zu drehen, die Männer, die sie lenken wollen, die ständige Suche nach Glück und Anerkennung. Die Presse ist immer dabei, um bei Erfolgen und Misserfolgen zu berichten.
Die Schicksalsschläge begleiten sie wie ein Schatten auf ihrem ganzen Lebensweg als Star. Addisson Ector als Romys personifizierter Schatten umgibt sie dabei nicht nur tänzerisch, sondern greift in ihr Leben ein. Hier erkennt man sehr stark Parallelen zum Musical Elisabeth.
Im Gedächtnis alles Österreicher*innen und auch vieler anderer Menschen weltweit ist Romy jedoch als süße Kaiserin Sissi. Doch sie selbst möchte dieser Gestalt entfliehen. Romy erteilt dem Regisseur und ihrer Familie eine Absage. Sie lehnt das Angebot für den vierten Sissi-Teil ab und löst sich von Mutter und den Menschen, die nur mit ihr Geld verdienen wollen. Durch das Verbrennen des engen, weißen Sissi-Kleids was in Flammen aufgeht, versteht man, wie sie die Rolle gehasst hat!
Romy muss sich weiter selbst beweisen und flüchtet nach Paris. Alain Delon wird Romys größte Liebe sein. Doch auch er bleibt nicht bei ihr. Sie unternimmt einen Selbstmordversuch. In einem leidenschaftlichen Paartanz zeigen Camilla Danesi und Gabriel Marseglia viel Sensibilität. Nach einer kurzen beruflichen Auszeit folgen in den 1970er- und frühen 1980er-Jahren die erfolgreichste Zeit der Romy Schneiders. Swimmingpool, Die Dinge des Lebens, Trio Infernal und Die Spaziergängerin von Sans-Souci sind absolute Meisterwerke des französischen Films. Visconti kann sie schließlich noch einmal überreden in die Rolle der Kaiserin Elisabeth zu schlüpfen. In Ludwig II. zeigt sie eine gänzlich andere, reifere Interpretation der Frau Kaiser Franz Josefs von Österreich.
Doch privat spielt nun auch der Tod eine immer größere Bedeutung. Romys Exmann Harry Meyen erhängt sich nach der Trennung und der Unfalltod ihres Geliebten Sohnes David wird erkennbar „vertanzt“. In diesem Moment erfasste eine traurige Stimmung das gesamte Publikum. Eine Mutter, die ihr Kind auf so tragische Weise verliert, eine schreckliche Vorstellung. Dieses tragische Ereignis bricht Romy das Herz und nimmt ihr den letzten Lebenswillen. Niemand kann diesen mehr wecken, selbst ihre kleine Tochter Sarah nicht.
Das Stück endet, wie es begann. Romy sitzt allein in ihrem Zimmer, der Schatten tanzt mit ihr, nimmt ihr die Zigarette aus der Hand, küsst sie zärtlich, der Vorgang schließt sich. Bis heute ist nicht geklärt, ob ihr Tod 1982 Herzversagen oder durch Selbstmord mit Tabletten und Alkohol hervorgerufen wurde.
Enrique Gasa Valga beweist mit der Themenwahl für dieses Ballett, dass er das Innsbrucker Stammpublikum gut kennt. Es bleibt jedoch abzuwarten, ob Romys Talent und Schicksal auch jüngere Menschen ansprechen wird. Gleichzeitig präsentiert er in diesem Stück eine Fülle an modernen Tanztechniken und bleibt doch seinem Stil treu. Das Ballett allein ist es schon einen Besuch bei ROMY SCHNEIDER wert.
Zu diesem zählen Alice Amorotti, Lara Brandi, Oumy Cissé, Pilar Fernández, Anna Greenberg, Sayumi Nishii, Olivia Swintek, Paula Tarragüel; Carlos Campo Vecino, Addison Ector, Mingfu Guo, Marco Marangio, Marco Lo Presti, Martin Seget‘a, Josué Ullate, Samuel Winkler
"Ich kann nichts im Leben – aber alles auf der Leinwand."
- Romy Schneider -
6 von 6 Sternen: ★★★★★★ Kritik: Jacqueline Hueber; |
26.09.2021 - Raimund Theater/ Wien
WE ARE MUSICAL
Die große Raimund Theater Eröffnungsgala
Theater sind Orte der Begegnung. Man begegnet außergewöhnlichen Charakteren, die einen mitnehmen auf Reisen in fantastische Welten, man begegnet auch Gleichgesinnten, Freunden und Wegbegleitern. Die Wiedereröffnung des Wiener Raimund Theaters hat uns eine Vielzahl der oben genannten Begegnungen beschert. Das in neuem Glanz erstrahlen aber doch so vertraut wirkende Haus erweckt ein wohliges, warmes Gefühl, eine gewisse Vertrautheit. Die Aufregung und auch die Vorfreude, endlich wieder Theater live erleben zu dürfen, war den Premieren Gästen sichtlich anzumerken. Nach einer gefühlten Ewigkeit konnte man endlich wieder gemeinsam eintauchen in die magische Welt des Musicals.
Selten aber doch darf ich ein paar Zeilen für den musicalcocktail verfassen. In diesem Falle ist es etwas ganz Besonderes, da die Chefetage des mc so wie auch ich (im Auftrag von broadwayworld.com) zur glanzvollen Premiere geladen waren und bereits beim Austausch in der Pause die Idee geboren wurde, einen gemeinsamen Bericht zu verfassen. Ein differenzierter Blick ist in den meisten Fällen gewinnbringend.
Gewinnbringend ist auch Christian Struppeck für die Vereinigten Bühnen Wien. Musste er sich im Laufe seiner Intendanz einiger harscher Kritik stellen (mich nicht ausgenommen), so hat er doch immer wieder dafür gesorgt, dass Wien seinen Ruf als Musical Metropole auch über die Jahre hinweg bestätigen konnte. Er ist es auch, der gekonnt mit Ana Milva Gomes an der Seite durch den Abend führt.
Akt 1:
Eröffnet wurde der Reigen im Stil einer Broadway Revue, mit einer (mehr als vertrauten) Melodie mit Ohrwurmqualität. Die Anfänge des Hauses in der Wallgasse, zeichnet Regisseur Alex Balga vielversprechend, doch leider verschwimmen manche Ideen im Laufe des Abends im Glitzerschein.
Mit einem Medley bekannter Operetten wurde gleich zu Beginn jener Zeit gehuldigt, als das Raimund Theater noch ein zu Hause für eben jene bot. Welch Quell der musischen Schaffenskunst, der einem immer und immer wieder Freude zu bereiten vermag.
Freude sollte auch der Streifzug durch das Musical bereiten. Besonders viel Freude bereitete an diesem Abend Mark Seibert. Mit der deutschen Version von „It's a Musical“ (gekonnt übersetzt von Wolfgang Adenberg) aus dem Stück „Something Rotten" zeigte Seibert, welch komödiantisches Talent in ihm schlummert. Vieles hätte man Seibert zugetraut, aber dass er derart für Klamauk sorgen kann, wohl eher kaum.
Die Erwartungshaltungen vollends erfüllt, hat an diesem Abend das Orchester der Vereinigten Bühnen Wien unter der Leitung von Michael Römer. Das wohl größte Musical Orchester der Welt kann einfach alles, ganz egal welcher Stil von Nöten ist.
Große Erfolge vergangener Tage durften auf dieser Reise natürlich nicht fehlen. Nach Seiberts Persiflage auf das Musical war es für Lukas Perman alles andere als einfach mit „Sei hier Gast“ („Schöne und das Biest“) erneut für Stimmung im Saal zu sorgen. Ein wenig einfacher hatte es da Riccardo Greco. Mit warmherziger Stimme, unterstützt von einem, für „Joseph“ üblichen Kinderchor, eroberte Greco „Wie vom Traum verführt“, das Publikum.
Von Drew Sarich hätte man sich gern die „Unstillbare Gier“ gewünscht, schien aber mit „Der Musik der Dunkelheit“ ("Phantom der Oper") durchaus entschädigt. Sarichs Darbietung war in Anbetracht der vorhandenen Möglichkeiten dann fast ein wenig unspektakulär. Sarich kam dann im 2. Akt erst so richtig auf Betriebstemperatur, aber darüber wird Wolfgang noch berichten.
Ebenfalls nicht fehlen durfte das höchst dramatische „Rebecca“. Carin Filipcic fackelte ein fulminantes Feuerwerk ab und machte dem Titel „I'm an American Woman“ alle Ehre.
Mit „Sie ergibt sich nicht“, bewies Maya Hakvoort, dass sie sich in der Rolle der Mrs. Danvers mehr als nur wohl fühlt. Erinnerungen durchfluteten den Raum, man beginnt sich im Laufe des Abends mehr und mehr zu fragen, ob das ein oder andere Stück ein Revival in den neuen alten Hallen erhalten sollte.
Mehr verdient hätte sich der „Tanz der Vampire“. Choreograf Jonathan Huor überraschte mit interessanten Ideen und erfrischenden Neuerungen. Weniger geglückt war dies unter anderem beim „Tanz der Vampire“. Die kraftvolle, dynamische und fesselnde Energie der grandiosen Schluss Nummer konnte nicht auf die Bühne gezaubert werden. Es blieb die Sehnsucht nach den elegant, verruchten und mystisch anmutenden Wesen, welchen ganz Wien seinerzeit erlegen war.
In der Pause haben wir angeregt über das dargebotene diskutiert, uns gemeinsam an dem wunderschönen Theater erfreut und kurz im Small Talk mit Felix Martin über Akt 1 resümiert. Aber nun lehne auch ich mich zurück, übergebe dem Chef das Wort und bin gespannt, wie er den zweiten Akt analysiert.
Akt 2:
Ja, und dieser wurde mit dem Orchester und dem „Entr'acte“ aus „I Am From Austria“ gestartet.
Kein Song wurde in den sozialen Medien während der Lockdowns so oft interpretiert, wie „Du wirst gesehen“ aus dem Musical „Dear Evan Hansen“. In Wien wurde diese Ehre Riccardo Greco zuteil, der zumindest selbst ein paar Tränen vergoss.
Dass „Mein Lied“ („Schikaneder“) jenes von Milica Jovanovic ist, stellte sie eindrucksvoll unter Beweis, ehe die Co-Moderatorin Ana Milva Gomes IHR Lied mit „Gold von der Sternen“ schmetterte.
„Mut zur Tat“ bewies Lukas Perman bei „Rudolf – Affaire Mayerling. Nicht immer wird Mut jedoch auch belohnt.
Maya Hakvoort empfahl sich mit dem Titelsong aus „Rebecca“ endgültig als Mrs. Danvers und der Neuauflage des Levay/Kunze Musicals in Wien.
„Viva Verona“ übergehe ich aus Höflichkeit, denn danach folgte mit „Gethsemane“ Drew Sarichs emotionaler Glanz-Auftritt als Jesus auf dem Ölberg in Jerusalem. Voller Angst und Selbstzweifel wendet er sich an seinen Vater. Dabei steckte Sarich seine ganze Energie in Spiel und Gesang. Diese Intensität war unglaublich und das Publikum war nach seiner Darbietung kaum mehr zu beruhigen. Zweifelsohne DAS Highlight des Abends!
Ein Tiefpunkt wurde schließlich mit „Ich gehör´nur mir“ („Elisabeth“) gesetzt. Maya Hakvoort begann den Klassiker gewohnt selbstsicher und man freute sich schon auf das Grande Finale. Doch zu aller Überraschung fanden sich nach und nach die drei anderen Hauptprotagonistinnen auf der Bühne ein. Je mehr es wurden, desto unstimmiger wurde es auch, bis in der Schlussphase nichts mehr zu passen schien und, bis auf die gebürtige Niederländerin, jede den Schlusston in ihre eigene Richtung schieflaufen ließ.
Zum Glück traf man bei „I Am From Austria“ die richtige Wahl und setzte die Ur-Wienerin Carin Filipcic für den Jahrhundert-Hit ein.
Mit „Nichts auf der Welt“ präsentierten die VBW einen gefälligen Song aus der, noch in der Entstehung begriffenen, Eigenproduktion „Casanova“ von Frank Wildhorn und Don Black. Drew Sarich wurde die Ehre zuteil dieses Lied erstmals in der Öffentlichkeit zu singen. Schwer vorstellbar, dass ein anderer Casanova dieser gesanglichen Hürde gerecht werden könnte.
Als Spezial-Guests bekamen die Zuschauer*innen noch einen Ausschnitt aus „Miss Saigon“ serviert, welches ab Ende November in diesem Haus aufgeführt wird. Vanessa Heinz und Oedo Kuipers besangen „Die letzte Nacht der Welt“. Während Newcomerin Heinz einen soliden Auftritt ablieferte, konnte der ehemals grandiose Mozart-Darsteller nicht überzeugen. Seine Stimme ist viel zu dünn und schwach, um große Gefühle erwecken zu können. Man fragte sich, warum man ihn nicht etwas aus seiner Parade-Rolle singen hat lassen. Für eine perfekte „Miss Saigon“-Werbung hätte sich die ergreifende Ensemblenummer „Bui Doi“ angeboten. Der mäßige Applaus sprach für sich.
Drew Sarich und seine Begleiter*innen heizten am Ende nochmals mit „You Can´t Stop the Beat“ („Hairspray“) die Stimmung an, ehe die Zuschauer*innen mit der Reprise von „We Are Musical“ und den Orchesterklängen zu „Rudolf – Affaire Mayerling“ nach Hause geschickt wurden.
Aber was bleibt nun von dieser Wiedereröffnungsgala des Raimund Theaters hängen?
Auf alle Fälle eine glanzvolle Show auf und rundum der Bühne. Die VBW haben keine Kosten und Mühen gescheut, um ihr Publikum zu verwöhnen. Der ORF lieferte, nach anfänglichen technischen Schwierigkeiten, doch noch gewohnt professionelle Fernsehbilder nach Hause. DVD und Blu-ray sollten eigentlich selbstverständlich sein.
Auch wenn nicht alles stimmig war, „Mamma Mia!“ sträflich vernachlässigt wurde und das Orchester nicht immer glänzte – die Streicher*innen waren kaum wahr zu vernehmen, vieles klang eher nach Synthesizer als nach klassischen Instrumenten und die Balance zwischen den Musiker*innen und den Künstler*innen hielt auch nicht immer – überwog doch die Freude und die Hoffnung auf unbeschwerte Theaterbesuche.
Glanzvolle aber nicht ganz runde 5 von 6 Sternen: ★★★★★
Kritik: Martin P. Ganeider (Akt 1), Wolfgang Springer (Akt 2)
11.09.2021 - Stadttheater/ Gmunden; Oberösterreich
VINCENT VAN GOGH - Das Musical
Österreichische Erstaufführung in Gmunden
Eineinhalb Jahre musste das Publikum warten, um die Premiere von VINCENT VAN GOGH – Das Musical des Musicalfrühlings Gmunden im Herbst feiern zu können. In den vergangenen Jahren legte man sich die Latte immer höher. Die Erwartungen waren dementsprechend groß. Corona bedingt gab es einige Einschränkungen. So wurde das auf 30 Darsteller*innen konzepierte Werk auf sechs reduziert, die in mehrere Rollen schlüpfen mussten, was manchmal kurzfristig zu Verwirrungen führte.
Vincent van Gogh war zu seiner Zeit ein verkanntes Genie. Kaum eines seiner Gemälde konnte er verkaufen. Getrieben von seiner innerlichen Zerissenheit, schwankte er stets zwischen Genie und Wahnsinn. Mit fast kindlicher Euphorie und impulsiven Wutausbrüchen lebte er in seiner eigenen Traumwelt. Sein tiefes Seelenleid, geprägt von selbstzerstörrerischen Selbstzweifeln und ausbrechenden Gefühlen, setzte Yngve Gasoy-Romdal beeindruckend um. Er faszinierte und entsetzte das Publikum zugleich. Sein leidenschaftliches Spiel fesselte, berührte in den leisen Momenten und schockierte im nächsten Augenblick. Dieser Seelentrip erweckte beim Publikum eine Achterbahn der Gefühle, die höchst emotional mit der fast bettelnden Bitte sterben zu dürfen, gipfelte. Er sei leer und es gibt nichts mehr zu malen … leise, mit kleinen Gesten, die aber eine große Wirkung haben, setzte Yngve Gasay-Romdal seiner Rolle ein höchst aufwühlendes Ende.
Elisabeth Sikora schlüpfte in mehrere Nebenrollen. Mit dem Finallied im ersten Akt hatte sie ihren großen Auftritt und sorgte für einen Gänsehaut. Ihr Spiel als Clasina war besonders ausdrucksstark.
Jesper Tydén als Bruder von Vincent harmonierte im Gesang perfekt mit Yngve Gasoy-Romdal. Ihre Duette waren musikalische Highlights. Er ist das genaue Gegenteil zu seinem Bruder, geschäftstüchtig, konsequent, fast schon steif wirkend, ist er dennoch voller Empathie zu Vincent.
Gerd Achilles als Vater und Paul Gauguin zeichnete sich durch eine starke Bühnenpräsenz aus.
Meimouna Coffi und Judith von Orelli komplementierten das Ensemble.
Auf Grund der Pandemie wurde die Musik im Vorfeld in Hannover aufgezeichnet. Das Orchester im Treppenhaus, unter der Leitung von Thomas Posths, wurde teilweise durch Videoprojektionen eingespielt. Obwohl diese Variante oft und gerne von Veranstaltern genutzt wird, fehlte während der Vorstellung die notwendige Symbiose zwischen Darsteller*innen und Musikern. Live ist eben live, und es ist zu hoffen, dass diese Trennung nur eine vorübergehende Corona-Maßnahme ist.
Regie und Bühnenbild oblag Markus Olzinger, der es verstand mit Projektionen große Wirkung zu erzielen. Besonders beeindruckend jene, als Vincent auf einer kleinen Leinwand scheinbar malt und im Hintergrund die Farben, wie von selbst, sich ausbreiten. Ohne kitschig zu wirken, werden Farben und Muster im Van Gogh-Stil projiziert.
Das Musical VINCENT VAN GOGH ist ein Stück, das in erster Linie durch die irre, wahnsinnige Umsetzung Yngve Gasoy-Romdals beeindruckt. Er machte sich die Figur zu Eigen, sodass sich das Publikum seines Spieles, nicht ohne emotional berührt zu werden, entziehen kann.
Bis 26. September ist das Stück noch am Ostufer des Traunsees zu erleben.
5 von 6 Sternen: ★★★★★ |
09.09.2021 - Freie Bühne Wieden/
Wien
EINE ROSE FÜR JULIETTE GRÉCO -
Uraufführung - Freie Bühne Wieden
René Rumpold thematisiert oft in seinen Werken interessante Künstler*innen und deren außergewöhnlichen Lebensweg. In Zusammenarbeit mit Michaela Ehrenstein, der Intendantin der Freien Bühne Wieden, entstand 2020/ 21 ein Stück über Juliette Gréco, Schauspielerin, Chansonsängerin und Muse der französischen Existenzialisten.
Als ein von den Eltern ungeliebtes Kind entwickelte sie schon bald eine enorme, innere Stärke. Sie war selbstsicher und taff. Auch die Verfolgung und Inhaftierung durch die Nazis konnte sie nicht brechen. In der Nachkriegszeit schloss sich Gréco dem Kommunismus an 1947 eröffnete sie im Pariser Künstlerviertel Saint-Germain des Prés die Kellerdiskothek „Tabou“, die zu einem legendären Treffpunkt der Existenzialisten wurde. Boris Vian spielte hier Trompete, Orson Welles und Marlene Dietrich gingen ein und aus.
Neben verschiedenen Rollen am Theater und ersten kleineren Filmrollen übernahm Gréco 1953 die erste Hauptrolle in Jean-Pierre Melvilles Film noir „Quand tu liras cette lettre“. 1957 holte sie der Produzent Darryl F. Zanuck für die Hemingway-Verfilmung „The Sun Also Rises“ mit Tyrone Power, Ava Gardner, Mel Ferrer und Errol Flynn nach Hollywood. Weitere internationale Filme folgten, aber auch Rollen in europäischen Produktionen. Nach ihrem Erfolg in der Fernsehserie „Belphégor oder das Geheimnis des Louvre“ widmete sie sich wieder auf dem Chanson. Tourneen führten sie in die ganze Welt.
Privat war ihr Leben von zahlreichen Liebschaften geprägt, welche jedoch nicht von langer Dauer waren. Begann sie sich erstmal zu langweilen, ist das Ablaufdatum absehbar. Sie war dreimal verheiratet und hat eine Tochter aus der Ehe mit dem Schauspieler Philippe Lemaire. Von 1966 bis 1977 war sie mit dem Schauspieler Michel Piccoli verheiratet, ab 1989 mit dem Pianisten Gérard Jouannest, mit dem sie viele Jahre auf der Bühne stand. Mit Miles Davis hatte sie eine lebenslange Liebesbeziehung, der Philosoph Jean-Paul Sartre verfasste viele Liedtexte für sie. Ihre unstillbare Gier aufs Leben treibt sie bis ins hohe Alter an. 2010 trat sie im Rahmen des Jazzfests Wien in der Wiener Staatsoper auf. Zuletzt lebte die Gréco zurückgezogen in Ramatuelle an der Côte d’Azur, wo sie im September 2020 im 94. Lebensjahr verstarb. Wie viele Künstler*innen fühlte sie sich nur auf der Bühne lebendig.
René Rumpold fungiert in „Eine Rose für Juliette Gréco“ neben seiner Rolle als Regisseur als faszinierter Leser ihrer Biografie und Erzähler markanter Lebensabschnitte. Dabei wirft er Michaela Ehrenstein Stichwörter zu, die sie szenisch als Juliette Greco umsetzt oder als Aufforderungen einer Chanson-Nummer. Bis auf eine, werden alle Schlager in Französisch vorgetragen.
Michaela Ehrenstein versteht es, auch dem Publikum, das der französischen Sprache nicht mächtig ist, durch leidenschaftliche Interpretation, ein Grundverständnis zu vermitteln.
Für die Klavierbegleitung sorgte Béla Fischer.
„Eine Rose für Juliette Gréco“ ist eine wunderbare Hommage an eine starke, beeindruckende Frau, voller Temperament und Leidenschaft und einem ungebrochenen Lebenswillen.
Am Premierenabend gab es zurecht Standing Ovations und langanhaltenden Applaus.
Noch bis 29. September ist die Produktion im 4. Bezirk in Wien zu erleben.
6 von 6 Sternen: ★★★★★
Kritik: Michaela Springer; Fotos: Rudi Gigler
03.09.2021 - Vindobona/
Wien
RHYTHM OF LIFE -
Die große Musical-Eröffnungsgala
im Vindobona
Wolfgang Ebner, Hausherr des VINDOBONA, hat es wieder getan: Bereits 2020 hat er sein Haus mit einer fulminanten Gala eröffnet und musste, dem Virus, dessen Namen nicht mehr genannt werden muss, klein beigeben und schweren Herzens die Tore wieder schließen. Die darauffolgenden Ereignisse sind allseits bekannt… Ebner erging es wie so vielen anderen in unserem Lande: Von öffentlicher Hand allein gelassen, nur dank der Allianz seiner Familie ist es Ebner gelungen, sein Haus und die damit verbundenen Fixkosten zu halten. Zu unser aller Glück haben Ebner und Co. durchgehalten und für die Eröffnung eine Musical-Gala der besonderen Art präsentiert.
Mit seiner Eingangsrede hat uns der Gastgeber des Abends mit durch die letzten, sehr herausfordernden Monate genommen und im Zuge dessen erklärt, warum es denn eine Musical-Gala sein muss. Ebner hat sich als ausgewiesener Musicalliebhaber deklariert! Und aufgrund seiner Liebe zum Genre hätte er keine andere Wahl, als das Haus mit einem für das Vindobona noch nie dagewesenem Musical-Konzert wieder zu öffnen.
Was sind wir nicht froh darüber, dass wir mit Wolfgang Ebner einen Gleichgesinnten in der Runde haben!
RHYTHM OF LIFE, ein kunterbunter und überraschend abwechslungsreicher Streifzug durch das Songbook unseres geliebten Genres.
Geleitet wurde der Abend von Caspar Richter, einem der VBW-Gründerväter. Lebhaft sind noch die Erinnerungen an jene Zeiten, als Richter dem Orchester der Vereinigten Bühnen den Takt vorgegeben hat. Umso schöner war es, ihn erneut am Dirigentenpult erleben zu dürfen und dass man das Orchester auf der Bühne positioniert hat. So konnte man das Schaffen Richters in seinem ganzen Ausmaß bewundern.
Gesanglich unterstützt wurde Caspar Richter von vier seiner Weggefährten, Lisa Antoni, Carin Filipčić, Fabio Diso und Max Niemeyer, vier renommierten, großartigen Stimmen, welche in Bezug ihrer Songauswahl zu überraschen wussten. RHYTHM OF LIFE (aka Die Caspar-Richter-Show) kam ganz ohne die „üblichen Verdächtigen“, Land auf Land ab immer und immer gleichen Songs aus. Natürlich gab es große Eleven O’clock Nummern, wie etwa das von Carin Filipčić grandios vorgetragene „Als hätten wir uns nie Goodbye gesagt“ („Sunset Boulevard“) oder Lisa Antonis gefühlvolles „She used to be mine“ („Waitress“), aber eben nicht jene, welche man spät nachts in einer Karaoke-Bar mitgrölen kann (wobei ich mich zu wetten wage, dass man mit Wolfgang Ebner auch diese, dem breiten Publikum weniger vertrauten Songs zum Besten geben könnte). Fabio Diso wurde von Caspar Richter immer wieder auf seine italienischen Wurzeln angesprochen und so durfte natürlich auch ein großes Solo für einen italienischen Tenor nicht fehlen. Diso, der bis vor kurzem noch die Titelrolle in „Jekyll & Hyde“ in Merzig zum Besten geben durfte, lies seiner italienischen Seite mit „Torna a Surriento“ freien Lauf, sehr zum Gefallen des Premierenpublikums. Der vierte im Bunde, Max Niemeyer wusste ebenfalls zu überzeugen, sei es mit klassischem Liedgut oder moderneren Nummern. Niemeyer beherrscht das breitgefächerte Spektrum des Musicals.
Als Abschluss des Abends wurde ein Titel auserkoren, dessen Text den Urvater der Geschichte sich wohl im Grabe umdrehen ließe: „Wir sind aus Fleisch und Blut“ aus „Romeo und Julia“, ist an Banalität wohl kaum zu überbieten, wenn der gute Shakespeare das nur wüsste, was mit seinem Meisterwerk gemacht wurde. Das Lied an sich verfügt über eine feine und ins Ohr gehende Melodie. Es mag wohl daran liegen, dass wir seinerzeit alle unter anderem auch dieses Lied auf der Straße gesummt haben. Caspar Richter befand, zum finalen Akt des Abends, dass es nun an der Zeit sei, dass sich das Publikum nun auch in die Show mit einbringen und mitsingen könnte. Gesagt getan, wer kann schon einer solch charmanten Aufforderung widerstehen. Zumeist sind solche Mitsing-Aktionen eher peinlicher Natur und meist erzwungene und steife Angelegenheiten, nicht so aber im Vindobona. Dies mag wohl auch an Caspar Richter und seinem Entertainer-Talent liegen. Das stimmgewaltige Publikum hat Richter dermaßen überzeugt, dass er es gleich als Chor titulierte. Mit einem superkalifragilistischem Gefühl wurde der Abend beschlossen.
Endlich wieder Kultur, endlich wieder Theater. Wenn es bis Weihnachten auch noch ein bisschen dauert, so erlaube ich mir trotzdem einen Wunsch zu äußern: Möge man Caspar Richter bald wieder auf den Spielplan setzen, denn es muss ja nicht immer der Musical-Anzug von der Stange sein, sondern auch ruhig mal was anderes…
6 von 6 Sternen: ★★★★★★
Kritik: Martin P. Ganeider ; Fotos: Wolfgang Springer
10.08.2021 - Römersteinbruch/
St. Margarethen; Burgenland
MUSICALSTARS IM STEINBRUCH
EIN Musicalkonzert diesen Sommer lockte mehr Zuschauer als gewöhnlich an: Die MUSICALSTARS IM STEINBRUCH in St. Margarethen im Burgenland. Was aber war der Grund, warum das nach Kultur ausgehungerte Publikum in eine solche Euphorie verfielen? Unumstritten war der Star des Abends das Ambiente. Der Steinbruch ist seit Jahren ein Fixpunkt für tausende Opernliebhaber und jene, die es werden wollen. Nun wurde die Freiluft-Location an zwei Abenden von Musicalfans erobert.
Das imposante Bühnenbild der diesjährigen „Turandot“-Inszenierung beeindruckt mit ihrem monumentalen Erscheinungsbild, wurde jedoch von einer mobilen Bühne zentral verdeckt. Dennoch hat es als Rahmen dazu beigetragen, dass dieses als besonders empfunden wurde. Allerdings wirkte sich diese beengte Bühne negativ auf den Klang und die Farbe aus, der oft gepresst wirkte. Die sehr gute Soundanlage der Oper, konnte diese Schwächen nicht ausgleichen. Man hatte das Gefühl billige Kopfhörer aufzuhaben. Die Zusammenstellung der Musikinstrumente der Band war auch nicht hilfreich. Zu blechern hörten sich viele Songs an.
Beeindruckend hingegen die bunt-grelle Lichtershow, die so über manche stimmliche Schwäche hinwegtäuschte. Manche Projektionen im Hintergrund waren zu hinterfragen und übertrieben. Aber wo musikalisch nicht alles im Reinen ist, muss eben das technische überragend sein, um die Zuschauer*innen zu blenden.
Die Liederauswahl bestand aus alltäglich gesungenen und beliebten Musicalhits und zwei aus dem im nächsten Jahr spielenden Musical „Respect“.
Die weiblichen Stars wurden von Designer Nico Nico eingekleidet, prachtvoll, glamourös mit weich fließenden Stoffen, die beim Treppensteigen einige Male zur Herausforderung wurden. Passend zum Ambiente rundum der Bühne, aber nicht für alle Damen schmeichelnd oder Typ entsprechend.
Für Stimmung sorgte Missy May mit „I Need a Hero“ und Ana Milva Gomes mit „This is me“. Sie verstanden es damit das Publikum mitzureißen. Gomes belustigte dabei mit einem exzessiven Regentanz. Mit Mark Seibert performte sie ein stimmgewaltiges „A Million Dreams“ und ließ Missy May und Lukas Perman, die den ersten Teil sangen, verblassen.
Der Mann für Gänsehautmomente war Yngve Gaoy-Romdal. Mit seiner markanten Stimme, die so leicht und zugleich stark wirkt, begeisterte er mit „Dies ist die Stunde“ und „Wie wird man seinen Schatten los“. Für einen speziellen Moment sorgte er mit Maya Hakvoort bei „Gefährliches Spiel“. Sein Mikro war bereits zu Beginn ausgefallen und auch das neugebrachte funktionierte nicht. Souverän überspielten sie die Situation und sangen gemeinsam in eines. Der Titel war Programm. Es wurde ein erotischer Tanz voll unkontrollierter Leidenschaft, da die nicht abgesprochene Enge zur Herausforderung wurde und jeder den aktiven Part übernehmen wollte.
Es ist zu hoffen, dass Yngve Gasoy-Romdal nicht nur als Geheimtipp das Gmundener Publikum alljährlich erfreut, sondern in naher Zukunft auch wieder auf einer Wiener Bühne zu sehen sein wird. Es ist ein Genuss seine Art der Liedinterpretationen zu erleben, wenn er sie sich zu eigen macht.
Auch wenn Lukas Perman mit Rainhard Fendrichs „I am from Austria“ die 2. österreichische Bundeshymne anstimmte und das Publikum lustlos mitsang, sprang der Funke nicht über und so blieb die Musicalhymne „Ich gehör nur mir“ das Highlight. Emotional stetig steigernd mit einem exakt getroffenen letzten Ton wurde Maya Hakvoort nicht nur vom Publikum, sondern auch vom anwesenden Komponisten Sylvester Levay gefeiert. Die Wahlösterreicherin in Kombination mit diesem Lied, ein klares Statement, wer die weibliche Nummer 1 des Abends war.
Roberta Valentini wurde vom Publikum für „Never Enough“ bejubelt sowie Tertia für „I will always love you“. Marjan Shaki war eine starke Sarah in Tanz der Vampire und eine fast zerbrechlich wirkende Eva Perón.
Mark Seibert präsentierte routiniert und souverän die vom Publikum immer gewollten „Bring ihn Heim“ und „Unstillbare Gier“.
Man hat viel Geld in die Hand genommen und sich sehr viel Mühe gegeben, eine aufwändige Bühnenshow mit beeindruckenden Lichteffekten zu präsentieren. Der hochkarätige Cast wurde zudem stilvoll verpackt und mit bewährten Musicalhits auf die Bühne gestellt. Doch künstlerisch wurden die Erwartungen nicht erfüllt. Es gab nichts Neues, das Programm war einfallslos und gewohnter Einheitsbrei. Dass man sich dennoch wohl gefühlt hat, lag an der traumhaften Atmosphäre des Steinbruchs und den sympathischen Akteurinnen und Akteuren auf der Bühne. Aber aus Fehlern lernt man ja naturgemäß.
Die Musical-Fans waren auf alle Fälle dankbar und glücklich endlich wieder einmal Live ihre Stars bewundern zu dürfen. Da sah man über kleine Mankos gerne hinweg.
Durchwachsene 3 von 6 Sternen: ★★★
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01.08.2021 - Römersteinbruch/
St. Margarethen; Burgenland
TURANDOT
Das Opern-Spektakel im Römersteinbruch
St. Margarethen
Daniel Serafin, der künstlerische Direktor der Oper im Steinbruch St. Margarethen hat auch für seine neue Produktion TURANDOT keine Kosten und Mühen gescheut und ein internationales und hochkarätiges Leading Team und Ensemble für die Umsetzung von Giacomo Puccinis letzter Oper um sich geschart.
Für das Libretto zeichnen sich Giuseppe Adami und Renato Simoni verantwortlich, welche sich an dem gleichnamigen Theaterstück (1762) von Carlo Gozzi orientierten.
Die Entstehung der Oper in Kürze:
Von Simoni bekam Puccini im Sommer 1920 die italienische TURANDOT-Übersetzung von Friedrich Schillers frei nacherzähltem Gozzi-Werk. Ursprünglich wollte er sich relativ genau an diese Vorlage halten; später erfand er jedoch die Figur der Liù als Gegenspielerin und genaues Gegenteil Turandots.
Bis März 1924 hatte Puccini die Oper bis zum Tode der Liù fertig komponiert. Es fehlte nur noch das Schlussduett. Erst am 1. September erhielt er einen Text, der ihn zufriedenstellte. Sofort begann er mit den Entwürfen und Randbemerkungen. „Hier muss eine markante, schöne, ungewöhnliche Melodie her,“ schrieb er zum Schlussduett, das der Höhepunkt der ganzen Oper werden sollte. Doch diese Melodie kam nie zustande.
Nach der Diagnose Kehlkopfkrebs verstarb Puccini am Morgen des 29. November 1924 an den Folgen eines Herzanfalls. Deshalb zog der Dirigent Toscanini den Komponisten Franco Alfano zur Vollendung der letzten Szene der Oper heran, der sich nach den Skizzen und Aufzeichnungen Puccinis richtete. Die Uraufführung fand fast anderthalb Jahre nach Puccinis Tod am 25. April 1926 in der Mailänder Scala mit Rosa Raisa als Turandot statt, der Dirigent war Arturo Toscanini.
Inhalt:
Drei Rätsel stellt die geheimnisvolle Prinzessin Turandot jedem Mann, der um ihre Hand anhält. Kein Freier konnte diese bislang lösen, worauf sie alle hingerichtet wurden. So auch der Prinz von Persien. Während dessen öffentlicher Verhandlung und Enthauptung erscheint auch Timur, ein flüchtiger Tatarenkönig mit seiner Dienerin Liù und ein junger Unbekannter, den der Ex-Monarch als Calaf, seinen Sohn erkennt.
Als die Prinzessin erscheint, verliebt er sich trotz ihrer Eiseskälte sofort in sie. Alle Warnung in den Wind schlagend, will Calaf den Gong schlagen, um der nächste Werber zu sein. Selbst Altoum, Kaiser von China und Vater Turandots und die drei Minister Ping, Pang und Pong versuchen den Unbekannten abzuhalten. Doch dieser lässt sich nicht abbringen und löst in Folge die teuflischen Rätsel. Dennoch ist die störrische Prinzessin nicht gewillt, ihn zu heiraten. So stellt er ihr seinerseits eine Aufgabe: Sie soll ihm seinen Namen nennen. Turandot verhängt daraufhin über ihr Volk ein Verbot zu schlafen, bis der Name des Unbekannten gefunden ist. (Nessun dorma)
Die drei Minister bieten Calaf alles Mögliche an, um ihn von Turandot abzubringen. Doch dieser ist siegessicher. Da werden Timur und Liù, die tags zuvor mit Calaf im Gespräch gesehen wurden, von Soldaten herbeigeschleppt. Liù kennt den Namen, aber selbst unter der Androhung von Folter gibt sie ihn nicht preis. Als Turandot sie fragt, woher diese Widerstandskraft komme, antwortet diese, es sei die Liebe, welche auch die Prinzessin noch kennenlernen werde (Tu che di gel sei cinta). Da Liù befürchtet, unter der Folter Kalafs Namen doch preiszugeben, entwendet sie einem Soldaten einen Dolch und ersticht sich. Das Volk ist erschüttert.
Calaf wirft Turandot ihre Grausamkeit (Principessa di morte) vor. Er reißt ihr den Schleier vom Kopf und küsst sie. Nun erst bricht ihr Widerstand. Sie erzählt ihm, dass sie ihn vom ersten Augenblick an gefürchtet, aber auch geliebt habe. Nun teilt Calaf ihr seinen Namen mit. Vor dem Kaiser und dem Volk verkündet sie schließlich seinen Namen: „Liebe“. Unter dem Jubel des Volkes sinken sich beide in die Arme (Diecimila anni).
Die Produktion im Steinbruch:
Für TURANDOT im Steinbruch St. Margarethen konnte der weltweit gefeierte amerikanische Regisseur Thaddeus Strassberger für die Regie gewonnen werden. Erst 2019 inszenierte er Puccinis „La fanciulla del West“ am Opernhaus von Peking. Was er in China aufschnappte, half ihm nun bei TURANDOT. Das Team an Strassbergers Seite setzte eindrucksvoll jede dramatische, blutrünstige und liebliche Szene eindrucksvoll um.
Der gebürtige New Yorker Paul dePoos ist Spezialist für asiatische Kunst. In den Steinbruch hat er ein gewaltiges Bühnenbild integriert, welches zudem sehr detailverliebt ist, was die Besucher*innen gerne als Fotomotiv für Selfies nutzen.
Ebenso opulent und perfektionistisch kreierte der Opern erfahrene Italiener Giuseppe Palella die Kostüme. Jenes des Mandarin mit den unzähligen Totenschädeln in seinem Mantel wiegt über 20 kg.
In den ersten 40 Minuten noch ein wenig unscheinbar, doch nach Sonnenuntergang umso eindrucksvoller die Projektionen des amerikanischen Lichtdesigners JAX Messenger und Driscoll Otto. Sie tauchen je nach Stimmung die Kulissen oder auch den ganzen Steinbruch in ein magisches Licht.
Die Künstler*innen:
Was wäre jedoch die beeindruckendste Kulisse und Inszenierung ohne die Künstler*innen auf der Bühne.
Bei besuchter Vorstellung am 1. August begeisterten vor über 2.500 Zuschauer*innen
Martina Serafin (Turandot), Celine Byrne (Liú), Mikheil Sheshaberidze (Calaf), Sorin Coliban (Timur), Vincenzo Taormina (Ping), Angelo Pollak (Pang), JunHo You (Pong), Benedikt Kobel (Altoum), Mikołaj Bońkowski (Mandarin)
Die musikalische Leitung oblag, zum ersten Mal im Steinbruch, dem italienischen Puccini-Spezialisten Giuseppe Finzi. Seinem Taktstock folgten das 90köpfige Piedra Festivalorchester und 300 Sänger*innen auf der Bühne, inklusive der Mitglieder*innen des Philharmonia Chors Wien. Gemeinsam sorgten sie für eine gewaltige musikalische Stimmung in der Arena des Steinbruchs.
Martina Serafin ist als Turandot in einer ihrer Paraderollen zu erleben. Sie verkörpert die unverheiratete Prinzessin von China, welche nicht so enden möchte wie ihre Ahnfrau Lo-u-Ling vor einigen tausend Jahren, die als alleinige Herrscherin von einem fremden Prinzen vergewaltigt und ermordet und ihres Reiches beraubt wurde. Um auf ewig ohne Mann bleiben zu können, stellt Turandot jedem Bewerber drei als unlösbar geltende und tödliche Rätsel. Aufgrund ihrer Schönheit und geheimnisvollen Aura fielen bereits viele Prinzen und Fürsten Turandot zum Opfer. Diese Ausstrahlung brachte Martina Serafin wunderbar zur Geltung, unterstützt von der prunkvollen Ausstattung und der Kostüme, welche sie tragen darf. Stimmgewaltig vermochte sie die kraftvolle Musik Puccinis eindrucksvoll zu vermitteln, besonders bei ihrer Arie In questa reggia, in der sie dem Volk über die Ahn-Frau erzählt.
Turandots Vater Altoum und Kaiser von China ist schon in die Jahre gekommen und würde den Thron gerne an seine Tochter weitergeben, aber nicht ohne einen guten und fähigen Mann an ihrer Seite zu wissen. Doch dem Willen Turandots ist er nicht gewachsen. Für ihn ist die große Kugel mit etwa fünf Metern Durchmesser kreiert worden, in der der Kaiser thront. Von dort aus hat er auch seinen großen Auftritt im ersten Akt. Der Wiener Tenor Benedikt Kobel darf sich als Vater seiner Tochter beugen. Wie seine Figur, bis auf sein erstes Auftreten, welches musikalisch bombastisch untermalt und ins rechte Licht getaucht ist, bleibt die Figur in Folge blass gezeichnet, was Kobel ebenfalls wenig Spielraum zur Entfaltung gab. In diesen wenigen Momenten, konnte der Träger des goldenen Ehrenringes sein gesangliches Können, was er unter anderem an der Wiener Staatsoper mit über 1350 Vorstellungen in 95 Partien gezeigt hat, beweisen.
Der unbekannte Prinz der Tartaren heißt eigentlich Calaf. Doch den wahren Namen kennen lediglich sein Vater Timur und dessen Dienerin Liù. In die Rolle des draufgängerischen, der Prinzessin verfallenen, Prinzen, durfte an diesem Abend der Georgische Tenor Mikheil Sheshaberidze schlüpfen. Nichts und niemand kann ihn davon abhalten, das Herz der Eisprinzessin zu erobern und die Rätsel zu lösen. Er ist genau der Typus Mann, den Turandot niemals heiraten möchte. Sheshaberidze brachte diese gewisse Arroganz und Selbstgefälligkeit hervorragend auf die Bühne, wirkte mitunter jedoch ein wenig steif in seinem Spiel. Zudem fehlte ihm etwas die Leichtigkeit in der Stimme, wenn es an die kraftvollen Töne ging. Er durfte mit Nessun dorma eine der berühmtesten Tenorarien - und eine der beliebtesten von Luciano Pavarotti - singen.
Calafs Vater Timur, den einstigen König der Tartaren, gab Sorin Coliban, der von Aufständischen vertrieben und des Augenlichts beraubt und geblendet wurde. Mittellos und bescheiden geworden, ist er mit seiner treuen Dienerin Liú unterwegs, um seinen Sohn nach vielen Jahren wieder zu finden und ihn nicht mehr zu verlieren. Diese Zerbrechlichkeit, aber auch den stetigen Willen seinen Sohn vor der Macht der Prinzessin zu bewahren, vermochte Coliban glaubhaft zu vermitteln. In seinen Gesangspassagen kam seine Bassstimme eindrucksvoll zum Tragen und verlieh seiner Rolle Würde und Erhabenheit.
Der Liebling des Publikums am 1. August war jedoch Celine Byrne als Liú.
Liú ist die einzige Dienerin, welche dem ehemaligen König der Tartaren treu ergeben ist. Seit dem Tag, als Calaf sie liebevoll angesehen hat, liebt sie den Prinzen. In der Sopranarie Signore, ascolta! bittet sie ihn, sein Leben nicht zu riskieren, um Turandot zu heiraten, da sein Vater ihn braucht und gesteht dabei auch ihre Liebe zu ihm.
Die lyrische, irländische Sopranistin Celine Byrne ist eine der großen Stars der Oper, des Öfteren mit José Carreras auf Tour und als Sängerin von „feiner lyrischer Qualität“ und als „berührende Darstellerin" bekannt. Genau diese Qualitäten konnte sie im Steinbruch als aufopferungsvolle, bedingungslos ergebene, sanfte und dennoch furchtlose Liú ausspielen. Byrne fühlte sich in allen geforderten Tonhöhen zu Hause und konnte selbst an den Stellen, wo leise Akzente gefragt waren, ihre Stimme behaupten. Herzzerreißend ihre Todesszene Tu che di gel sei cinta.
Die drei Minister Ping (Vincenzo Taormina), Pang (Angelo Pollak) und Pong (JunHo You) sind nach außen hin skrupellos und manipulativ und verkünden den Willen der Prinzessin und sorgen für dessen Ausführung. Persönlich halten sie sich heraus und versuchen aus jeder Situation das Beste für sich herauszuholen. Doch insgeheim sehnen sie sich nach einem ländlichen Heim in ruhiger Lage für eine traute Zweisamkeit. Ihre Auftritte sind durchwegs auch ironisch und sarkastisch. In gewisser Weise versuchten sie auch die Geschichte nach ihren Vorstellungen zu lenken. Taormina, Pollak und You harmonierten hervorragend zusammen. In ihren Stimmen schwang stets auch ein gewisser Sarkasmus mit. Drei tolle Figuren, welche von den drei Darstellern perfekt umgesetzt wurden.
Der Mandarin wurde vom jungen polnischen Bass-Bariton Mikołaj Bońkowski verkörpert. Sein grauer, fast bodenlanger Mantel ist mit Totenköpfen übersät und wiegt 22 kg. Er fährt zu Beginn mit einer Barke ein und verkündet dem Volke: „Volk von Peking! Das ist das Gesetz: Turandot, die Reine, heiratet den Mann von königlichem Blut, der die drei Rätsel löst, die sie ihm stellt. Doch wer die Probe sucht und nicht besteht, soll fallen von der Hand des Henkers!“. Ein weiterer Brautwerber, der Prinz von Persien, ist gescheitert und wird nun hingerichtet. Er ist es also, der die todbringenden Nachrichten verliest. Bońkowski machte dies mit ernster und tragender Stimme, welche einen erschaudern ließ.
Neben den Hauptprotagonist*innen sind auch jede Menge Tänzer*innen, Akrobatinnen und Akrobaten als Volk Chinas, bewaffnete Krieger*innen, Ninjas in den Wänden der Steinwand oder als Fassadenkletterer auf der Bühne. Es gibt an allen Ecken und Enden etwas zu entdecken und zu bestaunen.
Fazit:
TURANDOT ist zweifelsohne auch eine weite Reise wert. Giacomo Puccinis Vermächtnis wird hier im Steinbruch zu einem Spektakel vom Feinsten. Ein prachtvolles Bühnenbild, ein ausgefeiltes Licht- und Projektionssystem ein stimmgewaltiges Ensemble in prunk- und stilvollen Kostümen begleitet vom groß aufspielenden Orchester, machen die Oper zu einem ganz besonderen Ereignis für Jung und Alt.
Man kann es kaum beschreiben, man muss es selbst erleben! Noch bis 21. August im Römersteinbruch St. Margarethen.
2022 steht Guiseppe Verdis NABUCCO auf dem Spielplan.
Beeindruckende 6 von 6 Sternen: ★★★★★★ Kritik: Wolfgang Springer
www.operimsteinbruch.at |
30.07.2021 - Sommerarena/ Baden; NÖ
EVA
Operette von Franz Lrehár
Eine Operette im Arbeitermilieu feierte 1911 eine umjubelte, aber umstrittene Premiere im Theater an der Wien. Das Sozialdrama als Operette war neu und revolutionär. Mit EVA versuchte Franz Lehár mit dem gängigen Klischee zu brechen. Es gab zwar weiterhin das seriöse und das Buffopaar (witzige Paar), nur das Milieu, in der die Geschichte spielt, wurde von der an sich üblichen höheren Gesellschaft in die Arbeiterschicht gesetzt. So entstand eine Art Aschenputtel-Story.
Junges Fabrikmädel verliebt sich in den neuen und aufdringlichen Fabrikantenbesitzer. Den Arbeiteraufstand, um Eva zu retten, lassen die Autoren Willner und Bodansky sehr harmlos erscheinen. Er ist fast nur als zarte Andeutung wahrzunehmen. Daran hat auch die Textfassung von Michael Lakner nichts geändert.
Ursprünglich hat die Operette 3 Akte, in der Badener Inszenierung die am 30. Juli Premiere feierte, hat Michael Lackner entschieden, den letzten zu streichen und so das Aschenputtel-Thema verstärkt.
Die Melodien sind unverkennbar im Lehár-Stil, auch wenn die Vielfalt nicht an seine Meisterwerke wie „Die lustige Witwe“ anknüpfen kann.
Sieglinde Feldhofer als Eva spielte sich mit ihrem Liebreiz in die Herzen der Zuschauer*innen.
Der Fabrikbesitzer wurde von Octave Flaubert verkörpert, der sehr überzeugend den Wandel vom Frauenheld zum treuen Mann vollzieht.
Thomas Zisterne ist der gewiefte Buchhalter. Stimmlich überzeugte er besonders mit Claudia Goebl als Pepita Desiree Paquerette. Dieser Charakter ist im Stück am besten ausgearbeitet und Claudia Goebel verstand es, ihn vollends auszuleben. Sie flirtet auf der Bühne und auch mit dem Publikum, ist stimmgewaltig und hat eine starke Bühnenpräsenz.
Alexander Kröner ist der von Liebe geblendete und naive Schnösel Dagobert. Er ist Pepita regelrecht verfallen und erkennt ihre Spielchen nicht. Eine wunderbare Rolle, in der Alexander Kröner merklich aufblühte.
Evas Ziehvater gibt Franz Födinger. Ein liebevoller Vater, der sich nicht scheut, sich gegen den Fabrikbesitzer zu stellen, wenn es um Eva geht.
Das Bühnenbild, genauer gesagt die zwei verschiedenen Bühnenbilder – einmal das Büro des Chefs, dann der Ballsaal, sind mit Liebe zum Detail ausgestattet und versetzen die Zuschauer*innen in vergangene Zeiten.
Ebenfalls sehr ideenreich und bunt sind die Kostüme. Der Zeit entsprechend, sind besonders die Ballkleider prächtig mit wunderschönen, fließenden Stoffen gefertigt.
Trotz der gelungenen Umsetzung in Baden und des spielfreudigen Ensembles, geht man doch unbefriedigt aus dem Theater. Das mag einerseits an der dünnen und unglaubwürdigen Geschichte liegen oder auch an der zweifelhaften Andeutung eines sexuellen Vergehens des Fabrikbesitzers an der jungen Angestellten in dessen Büro. Bei zweiterem hätte man gut getan, etwas sensibler zu inszenieren und die Figur der Eva vielleicht psychisch stärker zu machen. Dann hätte sie aber vermutlich am Ende kaum den schmierigen Chef geheiratet. Es hat wohl einen Grund, warum EVA nur sehr selten auf eine Theater-Spielplan gesetzt wird.
Aber sei's drum, bis 2. September hat man noch die Möglichkeit sich in 90 Minuten ohne Pause in der Sommerarena Baden selbst ein Bild zu machen. Ein netter Operetten-Abend in angenehmer Atmosphäre ist es allemal.
27.07.2021 - Theater im Park/ Wien
DIE KRONE DER ERSCHÖPFUNG
Eine Erholung in 12 Massagen
Um den Sommer 2021 doch noch irgendwie zu retten, wurde die Simpl Revue einfach in das Theater im Park verlegt und von der Herbst-/ Wintersaison in den Sommer transferiert. Sicher ist sicher! Man weiß ja nicht, ob man im Herbst vom x-ten Lockdown überrollt wird und wir wieder unfreiwillig eine Auszeit nehmen müssen.
Von vielen jahrelang heiß ersehnt, wurde man nun überwältigt vom Nichtstun, Homeoffice und Familie. Man müsste eigentlich froh sein, dass der Lockdown jetzt und nicht in den 1980er Jahren passiert ist. Ein Lockdown ohne Internet und Netflix, nur mit ORF, „Baywatch“ und „Seniorenclub“ und der eigenen Familie, keine sehr schöne Vorstellung.
In alter Simpl-Tradition wurde dem Publikum der Spiegel der Realität vor Augen gehalten, verpackt in Sketchen und Conférencen, mit einem charmanten Augenzwinkern und deftigem Wiener Schmäh.
Oh, wie sehr hatten wir den Gasthausbesuch mit einer unfreundlichen Bedienung und klebrigen, ungewaschenen Tischen vermisst. Wir mussten Zoom- und Skype-Konferenzen meistern, lernten die Raffinessen des Internets, um sich in den Meetings unsichtbar zu machen, tappten in das eine oder andere Fettnäpfchen, wenn man vergessen hatte den Ton auszuschalten. Ja, man sollte zuvor alles prüfen, bevor man über den Chef lästert, denn er könnte mithören! Das Highlight unseres Daseins waren die wöchentlichen Pressekonferenzen der Bundesregierung. Heiß ersehnt und meist enttäuschend! Schwerpunkt der Simple Revue ist natürlich Politik. Kritisch und ironisch wird mit jeder Partei abgerechnet. Höhepunkt war ein Kiddy Contest der Spitzen der Bundesregierung, bei dem Matthias Mamedorf als Sebastian „Basti“ Kurz eine Klasse für sich war. Er wusste ihn richtig bei „Hier kommt Kurz“ (Frank Zander - „Hier kommt Kurt“) zu zelebrieren.
Da Bernhard Murg erkrankt war, sprang der Big Boss Michael Niavarani höchstpersönlich ein. Beim „Kiddy Contest“ mimte er den kleinen steirischen Landbuam Werner Kogler, der sich der ÖVP beugen muss, denn „Irgendwann san ma dann furt“ (S.T.S. – Irgendwann bleib i dann dort“).
Herrlich Jennifer Frankl als Pamela Rendi Wagner, die sich mit „Weil ich ne Ärztin bin“ (Lucilectra – „Weil ich ein Mädchen bin“) immer wieder versuchte beim Contest in den Mittelpunkt zu drängen.
Niavarani konnte jedoch auch in weiteren Rollen begeistern. Seine Verkörperung als Sex-Android Karli war zum Schreien. Sein Sexappeal als Wiener Prolet mit kurzem Ruderleiberl, das seinen mächtigen Corona-Bauch so richtig zur Geltung brachte, war kaum zu toppen. Als er dann noch „Sex bomb“ (Original von Tom Jones) anstimmte, blieb kein Auge mehr trocken.
Wandlungsfähigkeit war von allen auf der Bühne gefragt und wurde auch gezeigt. Katharina Dorian glänzte unter anderem als Wiener Hausfrau, schwangere Ministerfrau oder Mutter Gottes. Gesangseinlagen dürfen bei einer Simple Revue ebenfalls nicht fehlen. Bekannte, umgetextete Lieder brachten dabei die Zuschauer zum Schmunzeln.
Julian Loidls Huldigung an unseren Kanzler - „Ich hab´ ihn lieb, so lieb“ (Herbert Grönemeyer – „Ich hab´ dich lieb, so lieb“) - in türkiser Balenciaga (Gospelkostüm) war großartig. Das Verschicken eines dick pics für den „Messias“, in Anspielung auf die WhatsApp-Auswertungen einiger Staatsdiener, durfte nicht fehlen.
Ariane Schirasi-Fard glänzten ebenfalls in ihren zahlreichen Figuren.
Joachim Brandl war in gewohnter Weise ein souveräner Conférence und schlüpfte auch in die eine oder andere Rolle.
Erwartungsgemäß war die KRONE DER ERSCHÖPFUNG von Michael Niavarani, der auch Regie führte, humorvoll und bissig. Die musikalische Leitung hatte Christian Frank über. Die schwungvolle Choreografie stammte von Simon Eichenberger und die teilweise aufwendigen und raffinierten Kostüme von Theresa Ebner-Lasek. Das einfache, aber effektive Bühnenbild wurde von Enid Löser zusammengestellt. Bewegliche Elemente, Tische und Sitzmöglichkeiten genügten, sodass der Focus auf den Akteuren lag.
Die neue Simple Revue ist ein Attentat auf die Lachmuskeln auf hohem künstlerischem Niveau. Schauen sie sich das an! – Noch bis 29. August im Theater im Park
6 von 6 Sternen: ★★★★★★
Kritik: Michaela Springer; Fotos: Philine Hofmann
26.07.2021 - Theater im Park/ Wien
KAYA YANAR - Fluch der Familie
Vor 20 Jahren wurde Kaya Yanar mit der SAT1 Comedy-Show schlagartig zum Superstar der Szene und über die Grenzen Deutschlands bekannt. Mit „Agent Ranjid" feierte er auch im Kino einen Mega-Erfolg. Seine Bühnenshows führten ihn immer auch mal nach Österreich. Am 25. und 26. Juli gastierte er in Wien.
Mit den Worten „Diesmal ist der Türke nicht vor, sondern in Wien“ begrüßte Kaya Yanar sein Publikum am 26.7. im Theater im Park. Am Beginn resümierte er über die letzten Corona-Monate und dessen Vor- und Nachteile eines Promis. Diese liegen ja offensichtlich auf der Hand: Mit der FFP2 Maske wird man nicht erkannt, was natürlich ein großer Vorteil ist. Der Nachteil daran ist bloß, dass man nicht als Promi erkannt wird. Mit Beginn von Corona ist er auch zum ersten Mal Vater geworden und konnte so die Zeit mit seinem „Schwürke“, so nennt er liebevoll seinen Sohn, da er eine schweizerisch-türkische Mischung ist, verbringen. Dessen erstes Wort war, nicht zur Freude seiner Mutter, „Alta“, was sein Vater gerne beim Autofahren benutzt.
Ja, Familie kann man sich nicht aussuchen. Laut seinen Erzählungen hatte er eine sehr schräge Kindheit. Sein Vater, der ihn oft versohlte, was in den 1970er Jahren zur Erziehung gehörte, seine Mutter, die dank fehlenden Orientierungssinns ständig verloren geht, aber zu stolz ist, dies zuzugeben. Auch nach 40 Jahren in Deutschland vertraut sie nur Türken, die sie aber genauso übers Ohr hauen. Und dann hat er noch einen äußerst intelligenten Bruder, der aber sowas von unromantisch ist und sogar Kayas Hochzeit gecrashed hat.
Es war ein äußerst humorvoller Abend mit einigen spontanen Improvisationen, bei denen Kaya Yanar selbst lachen musste. Er ist ein Comedian mit Charme und dem Herz am rechten Fleck, denn auch mit all den Fehlern liebt er seine Familie.
Vor Beginn der Show forderte er das Publikum auf, ihm auf Social Media schräge Details aus der eigenen Familie zu schreiben, die er dann als Zugabe vorlas und mit seinen humoristischen Worten würzte. Da bewiesen die Wiener*innen, wie schräg ihre eigenen Verwandten sind. Absolutes Highlight war eine Großmutter, die beim McDrive ihre Bestellung in den Mistkübel sprach. Das Publikum lachte Tränen und verabschiedete den Kabarettisten nach mehr als 100 Minuten mit tobendem Applaus.
6 von 6 Sternen: ★★★★★★
Kritik: Michaela Springer; Fotos: Wolfgang Springer
14.07.2021 - Johann-Pölz-Halle/
Amstetten, NÖ
ON YOUR FEET!
Deutschsprachige Erstaufführung
Heiße Rhythmen und eine stimmgewaltige Hauptdarstellerin in einer packenden Story, das ist das Erfolgsrezept der diesjährigen Amstettener Musicalproduktion ON YOUR FEET.
Es war eine lange Zitterpartie, ob und wie die Veranstaltung stattfinden wird können. Aber den Mutigen gehört die Welt und in diesem Fall dem neuen Intendanten und altbewährten Amstettener Erfolgsregisseur Alex Balga und seinem Team, die eine Premiere in vollem Haus unter Einhaltung der 3G Regel feiern konnten.
Die Freude wieder Theater erleben zu dürfen, war auf beiden Seiten spürbar. Die Darsteller*innen waren voller Energie und Spielfreude und das Publikum in einer ausgelassenen Stimmung. Es wurde mitgesungen, mitgeklatscht und endete in minutenlangen Standing Ovations und tobendem Applaus.
ON YOUR FEET nimmt das Publikum mit auf eine Achterbahn der Gefühle. Es ist eine Story, die nur das wahre Leben schreiben kann: Die Geschichte über den unerbittlichen Glauben an ihre Musik, für die Gloria und Emilio Estefan alles geben und ihre innige und starke Liebe füreinander, die sie alles im Leben durchstehen lässt.
Myrthes Monteiro bewies erneut, was für eine stimmgewaltige Sängerin sie ist. Sie vermochte es, das Publikum bei den leisen tragischen Szenen emotionell zu berühren und bei Glorias Showauftritten durch ihr Temperament und starke Bühnenpräsenz mitzureißen. Sie ist die Idealbesetzung für diese Rolle, denn sie versprühte diese unverwechselbare kubanische Lebensfreude. Mit ihrem Mann Emilio, verkörpert von Frank van Hengel, ist sie ein Dreamteam.
Frank van Hengel gelang es ebenfalls das Publikum aufzuwühlen, besonders in dem Duett mit Glorias Mutter, gespielt von Jacqueline Braun. Sie steht als vom Leben gezeichnete Gloria Fajardo ihrer Tochter an Energie nichts nach. Sie durfte als junges Mädchen ihren Traum nicht leben und wurde verbittert, ja fast eifersüchtig auf ihre Tochter und auf jenen Mann, der sie ihr wegnahm. Doch der schreckliche Unfall von Gloria änderte alles. Jacqueline Braun verstand es die vielen Facetten dieser interessanten Frau mit Temperament und Gefühl zu spielen.
Der Liebling der Herzen war Erika Mottl als ihre Großmutter. Erika Mottl ist ein eine Großmutter par exemple. Sie strahlte so viel Wärme und Güte aus, im Herzen ist sie jung geblieben, temperamentvoll, voller Charme und Esprit, und als sie zum Schluss kurz das Mikro ergriff, tobte das Publikum.
Die welterfahrene Aleksandra Kica zeichnet sich für die Kostüme verantwortlich, welche je nach Szene sehr bunt, peppig, sexy, stilvoll oder südamerikanisch angehaucht sind.
Jerome Knols konnte sich bereits in über 60 internationalen Produktionen einen Namen machen und bringt heuer in Amstetten sein Ensemble mit seiner schwungvollen Choreographie zum Schwitzen.
Um das abwechslungsreiche Bühnenbild sorgt sich Sam Madwar, der in zahlreichen Produktionen unter anderem auch als Darsteller, Autor und Regisseur tätig war.
ON YOUR FEET ist ein Musical voll kubanischer Lebenslust mit heißen lateinamerikanischen Rhythmen, die das Publikum für einige Stunden dem Alltag entfliehen ließ. Alex Balga mit seinem Team ist eine Musicalproduktion auf hohem Niveau gelungen, wie man es von Amstetten gewohnt ist.
6 von 6 Sternen: ★★★★★★ Kritik: Michaela Springer |
12.07.2021 - Theater im Park/ Wien
RESET - Alles auf Anfang!
Eine Komödie von Roman Frankl & Michael Niavarani
RESET- ALLES AUF ANFANG – Wer hat sich das nicht schon einmal gewünscht. Aber wie reagiert darauf das unmittelbare Umfeld? Fürsorglich, umsichtig, hilfsbereit oder auf den eigenen Vorteil bedacht?
Genau das erlebt Herbert Gruber, großartig von Michael Niavarani verkörpert, in der von ihm mit Roman Franklin geschriebenen Komödie. Für das Theater im Park hat er sein erstes Stück überarbeitet und präsentiert es seit 12.7. in frischem Gewand.
RESET bedient sich aller Klischees und stellt sie überzeichnet heiter mit Biss und Esprit dar.
Die Story:
Herbert Gruber hat eigentlich alles im Leben erreicht: Er ist ein erfolgreicher Geschäftsmann, der mit seiner, zugegeben hysterischen, Frau und seinem ständig mit Geldproblemen geplagten, schwulen Halbbruder zusammenlebt. Mit seiner Sekretärin pflegt er eine klassische Affäre, in der er sie ständig auf ein gemeinsames Leben zu einem späteren Zeitpunkt vertröstet. Das alles stresst Herbert. Als sein bester Freund ihn auch noch bittet, auf einen Koffer voller Geld aufzupassen, wird er in einen Autounfall verwickelt, bei dem er sein Gedächtnis verliert.
Zu Hause zurückgekehrt, versucht jede und jeder aus seinem Umfeld, ihn in die Person zu verwandeln, in der sie/er ihn haben möchte.
Seine Frau redet ihm ein, er sei Jean Michel ein feinfühliger Künstler, sein Halbbruder behauptet er sei der schwule, enterbte Bruder und seine Sekretärin, dass sie ein Kind von ihm erwartet und die Scheidung eine längst beschlossene Sache sei. Sein bester Freund interessiert sich lediglich, wo sein millionenschwerer Koffer geblieben ist.
Eine turbulente Verwechslungskomödie, wie seinerzeit bei der Löwinger-Bühne, ist da vorprogrammiert. Die Frage ist nur, was will Herbert wirklich? Will er sein altes Leben zurück oder irgendwo neu beginnen. Hat er sein Gedächtnis wirklich vollkommen verloren oder spielt er seinen Zeitgenossen genauso etwas vor, wie sie ihm.
Neben Michael Niavarani (Herbert Gruber) war Bernhard Murg als schwuler Halbbruder Eduard Kafka mit heißem Hüftschwung und dem sexiest rosa Einhorneinteiler zum Schreien komisch.
Katharina Dorian als facettenreiche Ehefrau Maria, mal hysterisch, mal einfühlsam, durfte in kurzen Sequenzen auch ihre starke Gesangsstimme einbringen.
Äußerst amüsant Julian Loidl, der sich als gestresste Freund Martin Feldmann auf einen ungewollten Drogentrip begibt.
Matthias Mamedorf, der gutgläubige Krankenpfleger Roland aus Kärnten, war ein weiteres schelmisches Highlight. Irgendwo im Schwebezustand zwischen Alkohol und Drogen händelt er sein Leben.
Jennifer Frankl gib die Klischeebehaftete Sekretärin Stefanie Sommer, eine Tussi, ein wenig naiv und dennoch auch ein bisschen raffiniert. Sie verführt und manipuliert.
Der normalste der Truppe ist der Maler Klapsch, gespielt von Gerhard Kasal. Er verkörperte seine Rolle als einziger nicht überzeichnet und trägt maßgebend dazu bei, dass die Hauptprotagonistinnen und -protagonisten noch stärker in ihrer übertriebenen Art erschienen.
RESET – ALLES AUF ANFANG ist vielleicht nicht das beste Lustspiel aus der Feder von Michael Niavarani, aber dennoch eine amüsante Amnesie-Komödie, die sehr gut unterhält und einen vergnüglichen Abend garantiert. Das Premierenpublikum lachte Tränen.
Kritik: Michaela Springer |
30.06.2021 - Theater Center Forum/ Wien
DIE ZOOGESCHICHTE
Johannes Terne & René Rumpold
Das in nur drei Wochen geschriebene Erstlingswerk DIE ZOOGESCHICHTE (The Zoo Story) von Edward Albee von 1958 wurde drei Tage unter der Regie von Veronika Buchecker im Theater Center Forum mit Johannes Terne und René Rumpold aufgeführt. Beeinflusst von Samuel Becket zählt es zum absurden Theater. Da niemand vorerst das Stück in den USA aufführen wollte, fand die Uraufführung am 28.9.1959 mit großem Erfolg im Berliner Schiller Theater statt, sodass sich nun auch die New Yorker 1960 an das Werk wagten. Eigentlich waren nur wenige Vorstellungen geplant, doch schaffte DIE ZOOGESCHICHTE über 500 Aufführungen, ehe es abgesetzt wurde.
Edward Albee erhielt im Laufe seines Lebens mehrere Tony Awards und wurde mit dem Pulitzer-Preis geehrt. Einem weitaus breiteren Publikum ist der US-Amerikanische Dramatiker mit seinem Werk „Wer hat Angst vor Virginia Wolf“ ein Begriff.
Eine einfache Parkbank als Epizentrum des Geschehens wird zum Statussymbol hochstilisiert. Eine zufällige Begegnung zweier unbekannter Männer wird schicksalhaft für ihre weiteren Leben. Es ist eine Begegnung mit Folgen. Ein scheinbar belangloses Gespräch so unterschiedlicher Charaktere, stellt symbolhaft die Gesellschaft dar.
Peter, ein gut situierter Verlagslektor, lebt dem klassischen Klischee entsprechend mit Frau, zwei Kindern, Katze und Wellensittichen ein scheinbar glückliches, zufriedenes und kontinuierlich verlaufendes Leben. Seine Flucht daraus ist der allsonntagliche Lesenachmittag auf dieser speziellen Parkbank im Central Park in New York.
Jerry, mit dem das Schicksal es nicht so gut gemeint hat, lebt in einem heruntergekommenen Haus in einem Randbezirk der Stadt. Zu seinen Mietnachbarn gehören unter anderem einer Tunte und eine Großfamilie. Die liebestolle Hausbesorgerin, deren Lustobjekt er ist, hat einen äußerst aggressiven und kampfwilligen Hund, den er, nach seinen Erzählungen nach, auch schon versucht hatte zu töten, da es ihm nicht gelang dessen Zuneigung zu gewinnen. Schonungslos erzählt er Peter über sein hoffnungsloses Dasein. Peter ist mit dieser Art von Lebensstil zunehmend überfordert und will das Gespräch beenden. Jerry versteht dies jedoch geschickt zu verhindern und zieht ihn immer tiefer in den Sog seiner absurd anmutenden Geschichten. Die Dramatik steigert sich allmählich parallel zu Jerrys Provokationen, bis die Situation kippt und die Bank das Symbol der eigenen Ehre wird, die mit Leib und Leben verteidigt werden muss. Die aufgestaute Aggression entlädt Peter schließlich durch den Einsatz eines ihm von Jerry überreichten Messers. War dies von Anfang an sein Plan? Wollte Jerry sich wirklich das Leben nehmen? Hat er Peter durch einen Zufall auserwählt oder entstand dieser Drang erst im Laufe des Gespräches?
Schon zu Beginn spürt man die Abnormalität Jerrys, die er anfangs noch sehr gut verbergen kann. Doch in stillen Momenten verrät sein irrer Blick seine Sonderlichkeiten - grandios von Burgschauspieler Johannes Terne verkörpert. Sein abwesender und doch suchender Blick war angsteinflößend, die stetig steigernde Provokation setzte er beeindruckend um. Er ist Täter und Opfer zugleich.
Mit dieser Flut von Gefühlen, kann der verklemmte und biedere Peter nichts anfangen. Er fühlt sich bedrängt und und kann nicht entfliehen, da er von tiefster Überzeugung ein Gentleman par exemple ist. Der gute Ton und die perfekten Umgangsformen geben ihm den nötigen Halt im Leben. Hervorragend mit einem humorvollen Augenzwinkern gestaltete René Rumpold diese Rolle.
Beide Darsteller vermochten das Publikum von Beginn an zu fesseln. Gebannt verfolgte es die dramatische Steigerung, die Johannes Terne und René Rumpold bis zum bitteren Ende vorantrieben. Das Finale wurde eine Erlösung für Jerry und das Publikum. Man war so von der Darbietung emotional gefesselt, dass das warum nebensächlich wurde. So muss Theater sein!
6 von 6 Sternen: ★★★★★
Kritik: Michaela Springer; Fotos: Wolfgang Springer
21.06.2021 - Interview Wien/ Amstetten
Musicalsommer Amstetten
Interview
Myrthes Monteiro &
Alex Balga
Heiße Rhythmen & pure Leidenschaft verspricht der heurige Musicalsommer Amstetten mit dem Gloria Estefan Musical „On your feet“.
Wir trafen die bezaubernde Hauptdarstellerin Myrthes Momteiro und den Intendanten und Regisseur Alex Balga während den Proben in Wien.
Vor ungefähr zwei Jahren haben wir uns zu einer MusicalMelange getroffen, nichtsahnend, wie sich die Welt und die Kulturszene verändern wird. Wie hast du die letzten beiden Jahre empfunden?
AB: Es war eine Zeit des Wartens und Nachdenkens, was man anderes im Leben machen kann. Ich glaube, ich konnte die Zeit für mich gut nutzen - auf mich besinnen. Natürlich war es eine schwierige Zeit für uns Künstler. Man darf nicht vergessen, dass vieles ins Wasser gefallen ist. Aber das Wichtigste für mich in dieser Zeit war, positiv zu bleiben und vorauszudenken und nicht stehen bleiben in dem Frust, den man ja doch hatte.
Nach der Zwangspause durch die Corona-Pandemie hat sich eure Einstellung zu eurem Beruf bzw. zur Kunst und Kultur geändert?
AB: Ich glaube für uns, die in diesem Beruf arbeiten, ist und war es etwas Besonders. Ich habe zum Beispiel einmal erlebt, dass ich gekündigt worden bin. Das hat mich schon in jungen Jahren bewegt. Ich habe mir gedacht, dass ich was ganz Besonders mache und ich das nicht aufs Spiel setzen darf.
Ich glaube, das hat auch bewiesen, dass wir ganz besonders sind und uns sehr glücklich schätzen dürfen, so etwas tun zu dürfen. Dafür bin ich sehr dankbar.
MM: Es hat uns gezeigt, dass es ohne Kunst nicht geht. Wir waren alle zu Hause. Was wir hatten waren Filme und Serien. Ohne Kunst und Schauspieler geht es einfach nicht.
Wie schwer war es für euch sich zu motivieren?
MM: Das war natürlich schwierig, weil alle Fitnessstudios geschlossen waren. Auch das Singen war ein Problem zu Hause, weil ich wegen der Nachbarn nicht singen durfte. Aber ich durfte auch nicht ins Theater gehen. Ich hatte einfach keinen Raum, wo ich wirklich meinen Beruf ausüben konnte, wo ich üben konnte. Das war schon sehr schwierig.
Viele Sommerfestspiele haben bereits vor Wochen abgesagt, Amstetten nicht, und wie man sieht, hattest du recht. Was hat dich so optimistisch gemacht?
AB: Ich muss ehrlich sagen, ich wollte das unbedingt machen. Aufgeben war nie mein Stil und wird es auch nicht sein. Ich bin mir bewusst, dass es diesen Virus gibt und mir war auch bewusst, dass es ein Risiko ist, aber ich habe auch ein sehr gutes Team hinter mir. Amstetten, die Gemeinde, den Bürgermeister, den Geschäftsführer der AVB Christoph Heigel und Christa Artmüller, die wirklich als Team hinter mir standen und so viel in dieser Zeit möglich gemacht haben. Dafür bin ich dankbar, dass sie daran geglaubt haben und gesagt haben, dass sie es riskieren. Die Stadt will die Kultur fördern und wieder voranbringen. Natürlich gab es auch einen Plan B. Ich bin froh, dass wir jetzt so weit gegangen sind und hoffe, dass es bis zur Premiere anhält. Ich als Künstler wollte das für die Künstler, die ich engagiert habe, machen. Aber ich glaube wir alle in Amstetten wollen ein Zeichen setzen, dass es Kultur gibt, dass wir leben, dass Kultur lebt, dass Musical lebt. Darauf bin ich einfach stolz.
Welche zusätzlichen Herausforderungen kommen auf dich zu wegen der Corona-Bestimmungen?
AB: Wir haben natürlich ein Hygienekonzept, das sehr streng ist. Aber auch hier müssen wir jeden Tag testen.
MM: Jeden Morgen vor der Probe.
AB: Wir können nur mit 75% Auslastung spielen. Aber vielleicht ändert sich das noch.
Natürlich muss man das in dieser Zeit machen, da führt kein Weg vorbei. Aber ich muss sagen, dass unsere Künstler uns sehr unterstützt und alles mitgetragen haben. Das Proben in dieser Gruppe ist was Besonderes für mich.
Die Inszenierungen in Amstetten waren oft sehr publikumsnahe. Bei der „Rocky Horror Show“ gab es etwa Zuschauerplätze auf der Bühne. Siehst du die jetzige Gegebenheit als künstlerische Einschränkung oder spannende Herausforderung?
AB: Das ist sehr Stück bedingt. „The Rocky Horror Show“ und „Rock of Ages“ waren Musicals, die ganz unterschiedliche Anforderungen hatten, nämlich das Durchbrechen der vierten Wand. „On your feet“ ist ganz konträr, da war das Konzept im Vorhinein schon abweichend. Es ist eine ganz andere Thematik, eine wahre Lebensgeschichte. Der Kontakt zum Publikum findet hier über die Musik und die Wahrhaftigkeit der Charaktere statt, mit denen man sich sehr gut identifizieren kann. Ich glaube, das Publikum fühlt sich angesprochen durch die Geschichte, das was auf der Bühne passiert.
Du verkörperst vor allem starke Frauenrollen. Sehr beeindruckend in „Ragtime“ und „Der Hase mit den Bernsteinaugen“ in Linz. Was fasziniert dich an der Rolle der Gloria Estefan?
MM: Sie hat so viel erlebt und musste so viel im Leben überstehen. Wir haben auch einige Gemeinsamkeiten, und ich finde es toll, so eine stake Frau spielen zu dürfen, die ein Superstar ist. Ich wollte schon als kleines Kind ein Superstar werden und jetzt darf ich auf der Bühne drei Stunden lang das machen. Ich freue mich einfach drauf.
Mit „On your feet“ bleibt Amstetten auch in der neuer Ära dem Gute-Laune-Musical treu. Ist diese Art der Unterhaltung jetzt wichtiger denn je?
AB: Ja, natürlich ist es ein Gute-Laune-Musical. Ich würde noch hinzufügen, dass es Lebensfreude ausstrahlt. Es erzählt einfach über die Kraft an sich zu glauben, die Kraft, Krisen zu überstehen. Also mit allem, was wir tagtäglich konfrontiert sind, und das macht das Stück auch so speziell. Und natürlich gibt es Gute-Laune-Musik, wie etwa „Conga“. Das lädt zum Mittanzen ein. Aber es gibt auch leise Töne und sehr berührende Momente.
Man braucht beides zu jeder Zeit. Im Moment braucht man etwas, das einen ein bisschen dem Alltag entfliehen lässt. Es muss authentisch sein. Ob das super lustig ist oder ernst, es muss authentisch sein. Ich lache auch nur über Sachen, die authentisch sind oder übertrieben. Genauso geht es mir bei ernsten Sachen. Ich möchte echte Gefühle auf der Bühne sehen. Beides wird in diesem Stück bedient.
Wenn man das Leben von Gloria Estefan betrachtet, ist sie eine enorme Kämpferin, beruflich wie auch privat. 1990 hatte sie sich eine komplizierte Wirbelsäulenverletzung mit einer vorübergehenden Lähmung zugezogen. Wie gehst du diese Rolle an bzw. wieviel Estefan steckt in dir?
MM: Sie hatte einen Busunfall. Es ist eine sehr berührende Geschichte, die wir hier spielen, nicht nur gute Laune. Aber das haben wir auch: Gute Laune, gute Musik und Kostüme, die wunderschön sind. Aber es gibt auch Tiefen im Stück, die sehr berührend sind. Es ist ein tolles Musical.
AB: Es ist eine Familiengeschichte mit drei starken Frauen auf der Bühne, denn Gloria hatte eine wunderbare Oma und eine Mutter, die Wegbegleiterinnen ihrer Karriere waren. Dieses Zusammenstehen und die Leidenschaft kreativ zu sein, kommen im Stück wahnsinnig gut heraus. Aber auch Integration und Rassismus gehören zum Inhalt. Da werden Themen angesprochen, mit denen wir tagtäglich konfrontiert werden.
Ohne sie wäre der Latin-Pop undenkbar.
AB: Genau, sie war die, die den Latin-Pop populär gemacht hat. Sie und ihr Mann haben Jennifer Lopez, Shakira und Ricki Martin herausgebracht. Es wird auch gerade ein Film von ihnen produziert, in dem Gloria Estefan auch eine Hauptrolle spielt.
Die beiden sind groß und ihre Liebesgeschichte ist ohne Skandale. Das sieht man auch in diesem Stück sehr gut. Wie die von ihrer Liebe partizipieren und wie weit ihre Liebe sie gebracht hat, ist schon faszinierend. Da könnte man sich ein Stück abschneiden. Sie sind sehr ehrlich und bodenständige Menschen.
Nach der Premiere ist vor der Premiere. Gibt es schon ein Stück für 2022?
AB: Es gibt Ideen und ich denke, wir werden bald damit rauskommen. Wir bleiben natürlich beim Musical.
Was sind deine Pläne nach Amstetten?
MM: Ich gehe nach Hause nach Hamburg, wo ich wohne. Wir hatten ja nur wenige Castings wegen Corona. Jetzt heißt es mal abwarten und sehen was passiert.
Hast du noch eine Traumrolle, da du ja bereits so viel gespielt hast?
MM: Es gibt einige. Ich würde gerne die Mimi in „Rent“ spielen oder in „Moulin Rouge“.
Gerade erst bist du „Dracula“ entkommen. War diese Premiere etwas Besonderes für dich?
AB: Ja, vor allem mit so einem großen Ensemble zu arbeiten war großartig. Thomas Borchert ist einfach großartig. Es war ein ganz tolles Arbeiten. Da es Open Air war, war das Wetter ein Thema. Aber es hat alles geklappt. Es waren 50 Leute, die jeden Tag getestet wurden. Es gab einen riesen Chor. Ein tolles Stück. Ich mag Frank Wildhorn sehr.
Was folgt bei dir nach Amstetten?
AB: Ich mache was im Herbst in Wien. Dazu kann ich aber noch nichts sagen.
Möchtest du noch was zum Publikum sagen?
AB: Es gibt noch Tickets! Wir freuen uns über jeden Gast. Wie immer wird höchste Qualität geboten. Wir haben wunderbare Musicaldarsteller, die im deutschsprachigen Raum bekannt sind. Es ist etwas Besonderes. Ich kann vom ganzen Ensemble sagen, dass jeder ein Solist ist.
Mehr Infos zum Musicalsommer Amstteten unter:
https://avb.amstetten.at/musicalsommer
20.06.2021 - Theater im Park/ Wien
Maria Happel & Sona McDonald
Edith Piaf und
Marlene Dietrich -
Die Geschichte einer Freundschaft
Lesung mit Musik von Thomas Kahry und Danile Große Boymann
Diese Lesung, die als Vorläufer des erfolgreichen Stücks "Spatz und Engel" (aka "Piaf/Dietrich - A Legendary Affair") konzipiert wurde, thematisiert die langjährige und innige Freundschaft zwischen den größten Chanteusen aller Zeiten, Marlene Dietrich und Editha Piaf in Originalzitaten der beiden Frauen und ihrer Wegbegleiter.
Zwei Frauen, die gegensätzlicher nicht sein könnten. Die eine ist die kühle Schönheit aus preußisch-bürgerlichem Milieu, die andere ist die leidenschaftliche Exzentrikerin, die in den Straßen von Paris aufwuchs.
Wenn zwei Ausnahmekünstlerinnen in die Rollen dieser Legenden schlüpfen, kann es nur zu einem künstlerischen Feuerwerk kommen. Sona McDonald als kühle Marlene Dietrich mit Berliner Schnauze im legendären weißen Hosenanzug und Maria Happel im kleinen Schwarzen, das Markenzeichen der Edith Piaf. Beide standen an Charisma den Ikonen um nichts nach, ganz im Gegenteil. Durch ihre eigene Interpretation der Songs, angelehnt an das Original, berührten sie die Zuschauer*innen.
„Nur wenige Menschen verstehen den Sinn dieses Wortes: Freundschaft. Freundschaft ist wie Mutterliebe, Bruderliebe, ewige Liebe, erträumte Liebe, ersehnte Liebe. Freundschaft hat mehr Menschen miteinander verbunden als Liebe.“ (Marlene Dietrich)
Erzählt wird die tiefe Freundschaft und Liebe zweier Frauen, die nicht unterschiedlicher hätten sein können und doch fühlten sie sich zueinander hingezogen und verehrten sich gegenseitig im höchsten Maße. Tiefe Verbundenheit bis zum Lebensende und darüber hinaus. Eine goldene Kreuzkette, die Marlene Edith geschenkt hatte und die sie immer trug, nahm sie auch mit ins Grab.
Marlene übernahm die Obhut und kümmerte sich um Edith. Auch sie war es, die Edith mit ihrer großen Liebe, dem Boxer Marcel Cerdan bekannt machte. Als dieser bei einem Flugzeugabsturz starb, zerbrach auch Edith innerlich. Nur im Singen konnte sie in eine andere Welt flüchten. Voller Leidenschaft verausgabte sie sich auf der Bühne. Im Privaten waren Medikamente und Drogen ihre ständigen Begleiter. Ihr zarter, zerbrechlicher Körper war mit Einstichstellen übersät.
Sie war ständig auf der Suche nach der Liebe. Ihren Schmerz nach jeder kurzen Episode des Glücklichseins verarbeitete sie in ihren Liedern. All diesen Schmerz verstand Maria Happel in leidenschaftlicher Interpretation der Songs hineinzubringen. Mit nur 47 Jahren bezahlte Piaf den Preis für ihr exzentrisches Leben mit dem Tod.
Marlene Dietrich hielt sich selbst weder für schön noch begabt, eher als Handwerkerin ihres Berufstandes. Aber sie wusste sich selbst zu inszenieren. Sie entwickelte sich zur Stilikone und erschuf selbst den Mythos Marlene, den sie bis zu ihrem Tod aufrechterhielt, indem sie sich in ein selbst erschaffenes Exil begab.
Im Gegensatz zu Marlene Dietrich ist Sona McDonald eine stimmgewaltige Sängerin. Schauspielerisch bewirkt sie mit Nuancen Großes. Diese, nach Außen unnahbare Aura, die arrogant und divenhaft wirkt, doch tief im Inneren eine bodenständige, selbstreflektierte, klar und rational denkende und im Grunde einsame Seele, überzeugte.
Dirk Nocker fungierte als Erzähler dieser zwei großen Lebensgeschichten mit Originalzitaten.
Maria Happel und Sona MacDonald verstanden es, sich ihre jeweiligen Rollen zu eigen zu machen, ohne sie zu imitieren. Zwei starke Frauen, die zu stolz waren, um mit den Konsequenzen ihrer Entscheidungen zu hadern. Ein Abend, der berührte und unterhielt ohne sentimental zu werden.
Das Publikum bedankte sich mehrmals mit langem Zwischenapplaus und am Ende dieses wunderbaren Theaterabends mit Standing Ovations.
6 von 6 Sternen: ★★★★★
Kritik: Michaela Springer; Fotos: Wolfgang Springer
08.06.2021 - Theater im Park/ Wien
LUKAS RESETARITS - Das Letzte
Am 8. Juni präsentierte Lukas Resetarits mit 73 Jahren sein 28. Kabarettprogramm DAS LETZTE im Theater im Park. Eigentlich hätte es schon 2020 starten sollen, doch Corona machte auch ihm einen Strich durch die Rechnung. Nun musste umgeschrieben und aktualisiert werden. Zur Seite standen ihm dabei seine Schwester Kathrin, Katrin Werzinger, Fritz Schindlecker und Alfred Kampel. Mehr Platz wurde dabei für die Pandemie, wie er sie verbrachte, die neue Regierung und auch deren moderne Sklaverei geschaffen.
Die ersten 20 Minuten gerieten dann durchaus erheiternd. Doch nach und nach wurden die Gags platter und die Herangehensweise an die Themen oberflächlicher. Dass der Kabarettist bekannt für weniger tiefgründige Unterhaltung ist, weiß sein Publikum. Das ist auch nicht unbedingt negativ zu verstehen. Oftmals möchte man einfach nur gut unterhalten werden, ohne nachdenken zu müssen. Aber die Zuschauer*innen sollten sich doch in Alltagsthemen wieder erkennen können. Minutenlang über den Versuch zu sprechen, sich Hühner zuzulegen, ist schön und gut, aber zu Begeisterungsstürmen konnte er damit niemanden hinreißen. Sein größter Fehler war jedoch, das Programm in eine politische bzw. intellektuelle Richtung zu lenken. Lukas Resetarits setzt gerne politische Statements, doch diesmal, und wie drücke ich es höflich aus, konnten nicht alle zünden und kamen beim Publikum gut an.
Schließlich verglich er noch überaus ausführlich die Maßnahmen der Regierung und des neuen Gesundheitsministers mit moderner Sklaverei. Auch hierzu zog er einige falsche historische Informationen heran, wie die Unterwerfung der ägyptischen Bevölkerung zum Bau der Pyramiden, um seine Thesen zu untermauern.
Dass er, bedingt durch sein fortgeschrittenes Alter, „Schummelzettel" verwendete, war völlig in Ordnung und machte ihn sympathisch. Zudem störte es den Fluss des Programms ganz und gar nicht. Geglückt war sein Widereinstieg in die Kabarett-Szene nach der Pandemie nur sehr bedingt. Weniger Politik und mehr Alltagsgeschichten, das ist es, was die Leute von ihm hören wollen. Vielleicht gelingt ihm das in seinem „Allerletzten“, „Allerallerletzten“ oder „Aberjetztwirklich...“ Programm. Pensionär ist er gewiss noch nicht.
2 von 6 Sternen: ★★
Kritik & Fotos: Wolfgang Springer
30.05.2021 - Theater im Park/ Wien
4 VOICES OF MUSICAL
Maya Hakvoort, Missy May, André Bauer, Lukas Perman
Wie bereits in der letzten Saison, stand auch heuer „4 Voices of Musical“ auf dem Spielplan des Theater im Park. War es 2020 an einem lauschig, warmen Septemberabend, war es am 30. Mai eindeutig frischer. Die Zuschauer*innen mit Wintergarderobe und orangefarbenen (in Anlehnung an die Nationalfarbe der Niederlande) Flauschdecken, ausgestattet, lauschten den sichtlich frierenden Protagonistinnen und Protagonisten Maya Hakvoort, Missy May, Andre Bauer und Lukas Perman. Besonderen den weiblichen Sängerinnen in ihren anmutigen Abendkleidern setzte die Kälte zu. Doch die Freude wieder auf der Bühne zu stehen, erwärmte zumindest ihre Gemüter.
Wer rastet der rostet und so gestaltete sich der Beginn noch ein wenig holprig. Die Stimmen mussten nach mehr als einem Jahr Bühnenabstinenz erst auf Betriebstemperatur gebracht werden. Doch einmal in Fahrt, konnten sie stimmlich treffsicher auf ihr umfangreiches Potpourri mit Liedern aus alten Musicals, aus A.L. Webber-Stücken, aus Produktionen der VBW oder auch Anastasia zurückgreifen. Überrascht wurde man auch mit selten dargebotenen Songs.
Maya Hakvoort glänzte besonders in „Sunset Boulevard“, „Rebecca“ und „Elisabeth“. Wie üblich sorgte sie bei „Ich gehör nur mir“ für zusätzliche Gänsehaut. Dramatische Rollen sind ihre Spezialität, in diesen kann sie ihre großen Gefühle zeigen. Zum emotionalen Höhepunkt wurde jedoch Österreichs geheime Bundeshymne „I am from Austria“, dargeboten von Lukas Perman mit Unterstützung von Missy May und den beiden Wahlösterreichern Maya Hakvoort und André Bauer. Beim Refrain gab es mächtig Unterstützung vom Publikum, das mit eingeschalteten Handylichtern den Park in ein stimmungsvolles Lichtermeer verwandelte.
Die Überraschung des Abends war „Unstillbare Gier“ von André Bauer. Er vermochte die Zuschauerinnen mit einfühlsamer und starker Stimme zu verführen.
Missy May wagte sich auch an unbekanntere Musicalsongs. In Schlagermanier interpretierte sie zum Beispiel „Das bin ich“ aus dem Musical „Die Päpstin“.
Nicht nur das Publikum war froh wieder Kultur genießen zu können. Auch den 4 Sänger*innen merkte man die Freude an. Sie brannten regelrecht wieder vor Publikum singen zu dürfen und waren voll überschäumendem Esprit.
Nach nicht einmal 90 Minuten ohne Pause war dieser Auftritt kurz aber intensiv. Das Publikum dankte mit tobendem Applaus für Songs aus unter anderem „Chicago", ‚AIDA“, „Romeo & Julia“, „Sunset Boulevard“, „West Side Story“, „Tanz der Vampire“, „Elisabeth“, „Mann von la Mancha“, „Mozart!“, „Rebecca“ und „Die Päpstin“.
Gut gelaunte 5 von 6 Sternen: ★★★★★
Kritik: Michaela Springer; Fotos: Wolfgang Springer
29.05.2021 - Theater im Park/ Wien
WEIBS-BILDER
Ein musikalisch-literarischer Abend von Thomas Kahr
mit
Angelika Kirchschlager (Gesang), Ulrike Beimpold (Rezitation)
Maria Happel (Rezitation) und Arabella Cortesi (Klavier)
„Frau Sein“ als Thema eines ganzen Abends stand am 29.5 am Spielplan des Theater im Park. Klingt vorerst trocken, nüchtern und emanzipiert, wenn jedoch drei Vollblutfrauen auf der Bühne stehen, wird diese Problematik ganz anders aufgearbeitet und zwar mit Witz und Esprit. Für die musikalische Bereicherung sorgte eindrucksvoll Mezzosopranistin Angelika Kirchschlager und spannte dabei einen weiten Bogen mit Liedern von und über Frauen von Johannes Brahms, Hugo Wolf, Robert Schumann, Clara Schumann, Georges Bizet bis Kurt Weill. Mit Leichtigkeit und Klarheit in der Stimme bescherte sie den Anwesenden angenehme Glücksgefühle. Begleitet wurde sie am Klavier von Arabella Cortesi.
Ulrike Beimpold und Maria Happel durchleuchteten das „Frau-Sein“ mit humoristischen, emotionalen und kritischen Texten von unter anderem Bertha von Suttner, Clara Schumann, Henriette Vogel, Käthe Kollwitz, Liselotte von der Pfalz, Henriette Herz, Eva Schuster, Hertha Pachl, Charlotte Lichtenecker, Heike Anhut, Silvia Wagner, Ama Ata Aidoo, Jane Camland, Katharina Strommer, Hugo von Hofmannsthal, Daniel Glattauer und Thomas Kahry. Letzterer zeichnet sich auch für die Zusammenstellung des Programms verantwortlich.
Mit messerscharfer Zunge wird mit dem Bild der Frau in der Gesellschaft abgerechnet: „Wenn Gott gewollt hätte, dass man das Skelett sieht, dann hätte er es außen angebracht“. Der ewige Druck einem Ideal zu entsprechen und der dadurch entstandene Jugendwahn wird genauso thematisiert, wie der Wunsch nach einem sexy Ehemann, am besten in Gestalt eines George Cloney oder Brad Pitt.
Ulrike Beimpold und Maria Happel verstanden es von der ersten Sekunde an bestens zu unterhalten.
Sie interpretierten glaubhaft die Geschichten so, wie sie von den Autor*innen gedacht waren und brachten damit das Publikum zum Lachen und zum Nachdenken.
Aufgrund der Corona-Bestimmungen lief das Programm gekürzt und ohne Pause und war daher auch schon nach nicht einmal 90 Minuten zu Ende. An diesem Abend hätten sich die Zuschauer*innen sicherlich eine Verlängerung gewünscht.
Und wer glaubt, dass WEIBS-BILDER nur von Frauen besucht und verstanden wurde, der brauchte nur in die belustigten Gesichter der Männer zu schauen.
Kurzweilig, amüsante 6 von 6 Sternen: ★★★★★
Kritik: Michaela Springer; Fotos: Wolfgang Springer
28.05.2021 - Schauspielhaus/ Linz
DIE WELLE
Das Musical
Kaum sind die Theater aus dem Corona-Tiefschlaf erwacht, präsentierte das Linzer Schauspielhaus am 28. Mai seinem Publikum die Uraufführung des Musicals DIE WELLE von Or Matias.
Das Musical basiert auf dem Schulexperiment von Geschichtsprofessor Ron Jones im Jahre 1967. Ihn beschäftigte die Frage eines Schülers, warum die Deutschen behaupten konnten, nichts von der Judenvernichtung gewusst zu haben und sich so fanatisch Adolf Hitler angeschlossen zu haben. So beschloss er ein außergewöhnliches Experiment zu wagen. Er wollte, dass seine Schüler den Faschismus selbst durchleben.
Als der neue Geschichtslehrer Ron, überzeugend von Christian Fröhlich gespielt, den Klassenraum betritt und das Thema Nationalsozialismus anspricht, kommen ihm nur gelangweilte Reaktionen entgegen, obwohl der Kurs von den unterschiedlichsten Schülern besucht wird. Ein kleiner Mikrokosmos innerhalb der Schule, der im Laufe des Stückes immer größere Wellen schlägt und die ganze Schule in sich einverleibt.
Stevie (Malcom Henry) ist ein äußerst schlechter Schüler, aber durch seine Leistungen im Baseball der Held auf der High School. James (Samuel Bertz) stammt aus reichem Haus und bemüht sich an den anderen zu orientieren, die nicht dieses gesellschaftliche Ansehen haben. Die verarmte Jess (Celia dos Santos) stiehlt sich durchs Leben, sei es Essen oder für Jugendliche begehrte Artikel. Ella (Hanna Kastner) ist die Streberin. Durch ihr reifes Gedankengut und ihre leistungsorientierte Einstellung lässt sie sich von der Bewegung „Die Welle“ nicht anstecken. Sie will es nicht dulden, dass alle die Bestnote bekommen, nur weil sie bei dem Experiment mitmachen. Erfolg durch eigenes Erarbeiten ist ihr Credo, und so geht sie ihren eigenen Weg, auch alleine. Sie bleibt sich ihrem Motto treu und ist keine Mitläuferin. Dafür nimmt sie jegliche Konsequenz in Kauf.
Robert (Lukas Sandmann) ist ein sehr schüchterner Schüler, der von den anderen gemobbt wird. Als Ron die Organisation „Die Welle“ gründet, blüht Robert so richtig auf. Er übernimmt eine wichtige Position, wird vom Opfer zum Täter. Keiner steht so stark hinter der Ideologie wie Robert. Auch als das Experiment bereits beendet wurde, klammert er sich noch fest daran, will das Ende mit jeglicher Gewalt verhindern. Lukas Sandmann vollzieht sowohl gesanglich als auch schauspielerisch diese Verwandlung ausdrucksstark. Er glänzt auch durch die meiste Bühnenpräsenz.
Nicht nur Robert, fast alle Schüler unterwerfen sich dem Verhaltenscodex und finden innerhalb der Organisation ihre Rolle. Schritt für Schritt wird „Macht durch Disziplin“, „Macht durch Gemeinschaft“ und „Macht durch Handeln“ demonstriert und umgesetzt. Ron ist selbst erstaunt, wie die Schüler durch diesen Drill ihre Leistungen steigern. In der Gruppe verliert der Einzelne seine Individualität und wird eins mit der Gruppenideologie. Der Schwache wird durch die Gemeinschaft gestärkt. Gerade diese Außenseiter sind es, die diese Gruppe fanatisch bis zum bitteren Ende verteidigen. Dafür ist ihnen jedes Mittel recht, sie sehen den Einzelnen nicht mehr, sondern nur mehr das große Ganze, in dem ein Einzelner nichts mehr zählt. Eigenständig Denkende und jene, die der Sache kritisch gegenüberstehen, müssen überzeugt oder bestraft werden.
Schon bald bekommt das Experiment eine Eigendynamik und gerät außer Kontrolle. Als der Lehrer es vorzeitig abbrechen möchte, stellen sich die Mitglieder dagegen. Erst bei einer von ihm geplanten Kundgebung, bei der er eine fanatische Rede Hitlers als Einspielung projiziert, erkennen die Schüler zu was sie geworden sind. Die Masken fallen, es wird ihnen bewusst, dass sie kein Stück besser sind als die Deutschen und Österreicher von damals.
Nach wie vor ist das Thema aktuell und kein Erscheinungsbild vergangener Jahre.
Die Musicalversion ist beklemmend. In kürzester Zeit werden frei denkende Individuen sich zu einer unterwerfenden, selbstaufgebenden Masse, die ihre eigenen Bedürfnisse opfern, um nur homogen zu fungieren. Die Musik von Or Matis ist modern, durchwegs melodisch und stets passend zur Szene mal hart oder sanft umschmeichelnd.
Das Bühnenbild von Veronika Tupy, besteht aus einem drehbaren Kubus mit weißen, transparenten Schiebewänden. Diese erweisen sich als einfach aber äußert effektiv. Mittels Projektionen werden entweder Botschaften und Live-Handyübertragungen von Geschehnissen auf der Bühne übertragen oder die kurze Einspielung einer Hitlerrede als Showdown eingespielt.
Christoph Drewitz (Regie), Arne Beeker (Dramaturgie) und Arne Beeker (Kostüme) lassen das Ensemble weiß gekleidet hinter den Wänden agieren. Symbolhaft für das nichtexistierende Individuum und dem alleinigen Erscheinungsbild einer in sich homogenen Masse, deren Gesinnung gleich ist und kein eigenständiges Gedankengut zustande kommen darf. Nur die Schauspieler*innen sind zu Beginn individuell gekleidet, legen dies aber im Laufe der Geschehnisse ab, um sich in einer Uniform als Gleichgesinnte und nicht nur durch den Gruß erkennbar zu machen. Drei blaue Bänder am Hemd skizzieren eine Welle. Passend für deren Ideologie, da blau in matriarchalen Kulturen Treue und Tradition bzw in China Unsterblichkeit symbolisiert.
Auch die Körperhaltung der Darsteller verwandelt sich drastisch. Cool oder lässig verschwindet zu Gunsten einer steifen, mechanischen Abwicklung einstudierter Strukturabläufe.
Auch wenn die gesanglichen Leistungen bei den meisten Darsteller*innen noch ausbaufähig sind, schauspielerisch konnten die jungen Nachwuchshoffnungen aus Österreich und Deutschland bereits voll überzeugen.
5 von 6 Sternen: ★★★★★ Kritik: Michaela Springer; |
27.05.2021 - Volksoper/ Wien
INTO THE WOOD
Premiere
Am 27. Mai konnte in der Volksoper endlich die erste Musical-Premiere 2021 gefeiert werden. Dabei stellte sich heraus, dass sich die bereits im vergangenen Jahr erfolgreich erarbeiteten Sicherheitskonzepte auch heuer bewähren. Lediglich der Besucherandrang hielt sich aufgrund der strengen Covid-Auflagen in Grenzen.
Im März 2021 feierte Stephen Sondheim seinen 91. Geburtstag.
Nach „Die spinnen, die Römer!" und „Sweeney Todd“ ist „Into the Woods“ (Uraufführung 1987) nun das dritte Musical des Komponisten, welches die Volksoper auf ihren Spielplan gesetzt hat.
Nach der Vorlage von Bruno Bettelheims Klassiker „Kinder brauchen Märchen“, dem Plädoyer für „die Wahrheit unserer Fantasie“ hat Sondheim mit Autor James Lapine seine Interpretation für Erwachsene mit zahlreichen bekannten Figuren aus der Märchenwelt geschaffen.
Hans tauscht seine Kuh gegen Zauberbohnen, Aschenputtel flüchtet vor ihrem Prinzen, Rotkäppchen und die Oma werden vom Wolf verspeist, Rapunzels Prinz darf seine Angebetete nur vom Fuße eines Turms bewundern, und dann wären noch Dornröschen und Schneewittchen. Primär dreht sich aber alles um den Bäcker und seine Frau, die gegen den Fluch der bösen Hexe antreten, um ihren Herzenswunsch nach einem Kind zu erfüllen.
All diese Geschichten sind geschickt und witzig miteinander verwoben. Dazu gesellt sich die eine oder andere eingängige Melodien, wie „Giants in the sky / Riesen über uns“ oder „Agony /Liebesqual“. Oftmals ist die Komposition durchwachsen und ermöglicht lediglich Sprechgesang.
INTO THE WOODS ist keine ganz leichte Kost. Das Märchen für Erwachsene wartet doch mit einigen nicht jugendfreien Szenen auf. Moralisch ist einiges fragwürdig obwohl manches performhalber hinterfragt wird. Ob Ehebruch, Diebstahl, Betrug oder eben Mord, Steven Sondheim und James Lapine haben sich hier einiges einfallen lassen, um ihr Publikum gut zu unterhalten. So war es nicht verwunderlich, dass keine Kinder und kaum ein Jugendlicher in den spärlich besetzten Reihen zu sichten waren, denn INTO THE WOOD besteht nicht nur aus dem kitschigen Märchenland mit Happy End, sondern setzt sich im 2. Akt mit der Frage auseinander, was passiert, wenn man die Geschichten weitererzählen würde und sich Probleme nicht einfach in Luft auflösen.
Die Aufregung vor diesem besonderen Abend war nicht nur im Zuschauerraum spürbar, auch so manch Darsteller*in hatte seine/ihre Nervosität mit auf die Bühne gebracht.
Aus der Vielzahl an Protagonistinnen und Protagonisten ragten an diesem Abend lediglich Robert Meyer, der als Erzähler mit tragender Stimme durch das Märchen führte und auch als Sänger seine Qualitäten eindrucksvoll bewies und Drew Sarich als verführerisches Schaf im Wolfspelz bzw. arroganter Schnösel und Prinz von Aschenputtel, heraus, dem der One-Night-Stand mit der Bäckersgattin seine Ehe kostet. Schauspielerisch und stimmlich zeigte er erneut beeindruckend seine Wandlungsfähigkeit.
Der Rest des Ensembles konnte nicht ganz an die Leistungen vor dem langen Kultur-Lockdown anschließen. Viele kamen erst nach und nach in Schwung, wirkten gesanglich eingerostet. Dennoch konnten sie ihren Figuren die notwendige Glaubhaftigkeit verleihen. Der eine oder andere Gag vermochte bei den Zuschauer*innen sogar zu zünden.
Stets ein Augenschmaus in der Volksoper sind das Bühnenbild (Frank Philipp Schlößmann) und die Kostüme (Lena Weikhard). Hier wurde sichtlich nicht gespart - aufwändig aber funktionell die Bauten und Requisiten, liebevoll und bunt die Kleider für die Künstler*innen.
Die Inszenierung von Olivier Tambosi und Simon Eichenberger ist erstklassig und ohne nennenswerte Überraschungen.
Der Choreographie nahm sich ebenfalls Simon Eichenberger an. Sie erfüllt perfekt ihren Zweck. Große Tanznummern gibt es im Stück ja nicht.
Wolfram-Maria Märtig hat von Dirigent James Holmes im Frühjahr die musikalische Einstudierung von INTO THE WOODS übernommen, nachdem die Corona-bedingte Pause und die Verschiebung der Vorstellungen dessen Anreise zu den Endproben nicht zuließ. Wolfram-Maria Märtig stand somit als musikalischer Leiter bei der Premiere als Dirigent vor dem groß aufspielenden Orchester und wird dies auch bei den Folgevorstellungen tun.
Als Fazit nach der Premiere kann festgehalten werden, dass noch Luft nach oben ist. Es wurde hervorragend gearbeitet, sodass nach mehreren Vorstellungen alle sicherlich wieder den gewohnten Rhythmus finden werden. INTO THE WOODS wird sein Publikum finden, auch wenn wir einen Besuch für Kinder bis 12 Jahren nicht uneingeschränkt empfehlen.
Durchwachsene, aber ausbaufähige 4 von 6 Sternen: ★★★★ |
24.05.2021 - Theater im Park/ Wien
Sona McDonald & - Johannes Krisch
Hemingways Liebeshöllen
Die beiden Kammerschauspieler Sona MacDonald und Johannes Krisch begeben sich auf die Spuren des exzentrischen Schriftstellers Ernest Hemingway, seiner Ehefrau Martha Gellhorn und seiner Brief-Geliebten Marlene Dietrich.
Sona MacDonald, Star der Josefstadt, spielt immer wieder große, schwierige Frauen und ließ Legenden wie Billie Holiday, Lotte Lenya und Marlene Dietrich wieder auferstehen.
Johannes Krisch ist Spezialist für starke Charaktere im Film, zuletzt in der Bestseller-Verfilmung „Der Trafikant”, und einer der intensivsten Darsteller des Burgtheaters sowie des Theaters in der Josefstadt: Johannes Krisch.
Wenn zwei so charismatische Darsteller auf der Bühne stehen, entsteht ein Feuerwerk voller Leidenschaft und Gefühle. Dafür bedarf es keines großen Bühnenbildes oder aufwendiger Effekte. Kleine Gesten, wie ein Blick oder eine Handbewegung und natürlich zwei ausdrucksstarke und tragende Stimmen lassen die Zuschauer*innen an den Lippen der Darsteller hängen.
Johannes Krisch las Hemingway ruhig und bedacht, doch auch mit unerwartet-exzentrischen Wutausbrüchen, die die Tragweite von Hemingways Seelenschmerz erahnen lassen. Seine Versagensängste, nicht mehr an seine Erfolge anknüpfen zu können, fraßen ihn innerlich auf. Johannes Krisch erschütterte die Biografie Hemingways: „Dass ein solcher Gigant solchen seelischen Schmerzen und Versagensängsten ausgesetzt war, berührte mich beim Erarbeiten des Textes zutiefst.”
In Marlene Dietrich fand er schließlich eine Seelenverwandte.
Sona Mac Donald interpretierte die Briefe der Frauen mal lebhaft und quirlig, dann melancholisch aber auch sinnlich. So spielt sie die Brandbreite ihres Könnens aus. Ihre Stimme war voller Leichtigkeit und strahlte unglaubliche Bühnenpräsenz aus, besonders als Marlene Dietrich und Martha Gellhorn, Hemingways dritte Frau, die vor allem eine fantastische Kriegsreporterin und Autorin war. Sie unterwarf sich Hemingway nicht, sondern verwirklichte ihr eigenes ICH. Sie war emanzipiert und unabhängig wie Marlene Dietrich.
Die Dietrich verband mit Hemingway eine geheime, sehr intensive Beziehung, die bis zu seinem Selbstmord aufrecht blieb. Es war Liebe auf den ersten Blick, die aber eine rein platonische Freundschaft blieb. Über Jahre hinweg flirteten sie als Freunde. Er nannte sie „Kraut“ (so nannte man die Deutschen damals) und sie ihn „Papa“. Oft endeten ihre Briefe mit „Ich könnte dich nicht mehr lieben, als ich es tue“.
Beide waren sich sehr ähnlich, eng verbunden, Seelenverwandte, die sich alles anvertrauen konnten. Sie waren zwei Berühmtheiten, die mit Selbstzweifeln kämpften und deren innere Leere sie aufzufressen drohte.
„Was bleibt ist die Einsamkeit“, wird Marlene Dietrich zitiert. Ein Satz der alles über sie offenbart, begab sie sich selbst in ihren letzten Jahren in Isolation, um den Mythos Dietrich zu manifestieren.
„Hier haben sich zwei Spezialisten für Leidenschaft und große Gefühle gefunden, die natürlich wie maßgemacht sind für die Lebensgeschichten von Hemingway, Martha Gellhorn, Hemingways dritter Frau und Marlene Dietrich,” so die Autorin Angelika Hager, die die Lesung dramaturgisch gestaltete.
Christian Frank, Arrangeur und Bühnenpartner von Sona MacDonald und musikalisch verantwortlich für „Lenya Story" und „Blue Moon" am Theater in der Josefstadt und auf Tournee, gestaltete auch hier die musikalische Seite und begleitete die Künstlerin am Flügel bei einigen Marlene Dietrich Liedern. Sie kopierte sie jedoch dabei nicht, sondern gab ihnen eine ganz persönliche Note, was die Zuschauer*innen mit großem Beifall honorierten. „Sag mir wo die Blumen sind“ und „Moonriver“ sorgten neben den kühlen Temperaturen für verstärktes Gänsehautfeeling.
HEMINGWAYS LIEBESHÖLLEN ist eine Achterbahn der Gefühle, voller Leidenschaft und tiefer Verzweiflung, interpretiert durch zwei Ausnahmekünstler, die das Publikum ab der ersten Minute zu fesseln vermochten.
6 von 6 Sternen: ★★★★★★
Kritik: Michaela Springer; Fotos: Wolfgang Springer