11.06.2024 - Tschauner Bühne/ Wien
1000 JAHRE TSCHAUNER
Mit der Best of Musicalrevue 1000 JAHRE TSCHAUNER startete die Tschauner Bühne am 11. Juni in die neue Saison. Mit 1000 Jahre wurde zwar ein wenig übertrieben, aber beachtliche 115 Jahre hat sie dennoch auf dem Buckel. Seit 2018 steht sie außerdem auf der UNESCO Liste als immaterielles Kulturerbe.
1909 wurde sie vom Gustav Tschauner gegründet und ist nun die letzte regelmäßig bespielte Stegreifbühne Europas. Das muss natürlich gefeiert werden.
Unter der Regie von Markus Richter und Jürgen Kapaun sowie der Choreographie von Lilly Kugler König, die sich auch selbst alle drei spielen, entstand eine humorvolle und selbstironische Auseinandersetzung mit der Geschichte des Theaters. Neben einem Best of aus „Im weißen Rössl“, „Pflanz der Vampire“, „Charlies Tante“, „Komm ein bisschen mit nach Italien“ und „Sisi, Beuteljahre einer Kaiserin“ erscheint auch der alte Tschauner mit Gattin als Handpuppe. Georg Hasenzagl und Daniela Lehner vervollständigen das Ensemble. Bernhard Viktorin begeistert zudem in einem leidenschaftlichen Gastauftritt.
Zum Jubiläum soll eine spektakuläre, noch nie dagewesene Gala am Programm stehen und das in kürzester Zeit. Die Show zeigt die chaotische Suche nach einer Idee. Der Regisseur ist verzweifelt, die Choreographin desinteressiert und der überambitionierte Autor voller schlechter Einfälle. Da hilft auch nicht der Coach, da bedarf es Hilfe von ganz oben.
„Pflanz der Vampire“ gehört zum Highlight des Abends. Dank des Sponsors „Wiener Bestattung“ ist Markus Richter, der große Ähnlichkeit mit Ozzy Osbourne hat, stilgerecht in einen Sarg, auf dem groß das Sponsorenlogo prangt, gebettet. Kurzerhand dient der Sarg zudem als Boot für das Phantom. Das hat etwas herrlich wienerisch Morbides, da man weiterhin das Logo „Wiener Bestattung“ deutlich lesen kann.
Das Premierenpublikum zeigte auch stimmgewaltige und textsichere Chorqualität. Bei „Es muss was wunderbares sein“ aus „Im Weißen Rössl“ konnte sich Markus Richter auf lautstarke Unterstützung vom Feinsten freuen.
Jürgen Kapaun sorgt für die komödiantischen Einlagen. Ausdrucksstark seine Gestik und Mimik. Für den Part der Diva, ist Lilly Kugler König eine Idealbesetzung. Ihre Darbietung ist stets mit einem imaginären Augenzwinkern zu versehen.
Georg Hasenzagl und Daniela Lehner sind die beiden Engel, die Gott beweisen wollen, dass Musical doch etwas Feines ist und sorgen beim Leadinder Team des Theaters auf der Erde für jede Menge Chaos. Sie sind gewissermaßen der Motor der Geschichte: quirlig und mit Esprit.
1000 JAHRE TSCHAUNER ist eine humorvolle Revue mit Witz und Charme, die die letzten Jahre nicht allzu ernst passieren lässt. Beste Unterhaltung für laue Sommerabende.
Die Musical-Revue ist noch bis 27.8.2024 zu sehen.
5 von 6 Sternen: ★★★★★
Kritik: Michaela Springer; Fotos: Bettina Frenzel
