09.01.2025 - Scala/ Wien
FRANKENSTEIN
Das Theaterstück FRANKENSTEIN, basierend auf dem berühmten Roman von Mary Shelly, ist ein eindrucksvolles Meisterwerk. Die Inszenierung der Wiener Scala unter Bruno Max schafft es, die düstere Atmosphäre des Originals einzufangen und die zeitlose Relevanz von Wissenschaft, Ethik und Grenzen der Menschlichkeit hervorzuheben.
Es ist diese Mischung aus philosophischen, wissenschaftlichen und psychologischem, das dieses Werk so besonders macht. Frankenstein ist nicht nur ein ehrgeiziger Wissenschaftler, sondern auch der tragische Held, dessen Obsession Gott zu spielen ihn ins Verderben treibt. Gleichzeitig fordert seine Kreatur Mitgefühl. Dessen Erscheinungsbild trügt. Innerlich steckt in ihm eine zutiefst menschliche Seele, die sich ebenso nach Zuneigung und Liebe sehnt. Die äußeren Umstände, wie Abneigung, Hass und körperliche Gewalt, lassen ihn erst zum Monster werden, der von Rache getrieben wird.
Besonders beeindruckend ist die die Darstellung des Monsters von Robert Notsch. Er bringt eine Mischung aus roher Kraft und kindlicher Verletzlichkeit auf die Bühne, die Mitleid und Schrecken zugleich beim Zuschauer auslöst. Mit jedem Blick und Bewegung zieht er das Publikum in seinen Bann. Robert Notsch schafft ein kraftvolles Portrait eines Verstoßenen mit dessen Sehnsüchte und Einsamkeit.
Paul Barna als Viktor Frankenstein zeigt eine emotionale Tiefe zwischen Genialität und Wahnsinn. Seine Verzweiflung und Besessenheit ist so authentisch, dass man als Zuschauer in seine tief moralischen Konflikte hineingezogen wird.
Die Nebenrollen sind ebenso stark besetzt, durch deren Leistungen die Bedeutung des Stückes nochmals verstärkt und dem Publikum veranschaulicht wird.
Das Bühnenbild (Robert Notsch) verdient besondere Anerkennung. Die Kombination von Licht, Projektionen (Andreas „Ivo“ Ivancsics) und symbolträchtigen Elementen erzeugen eine bedrückende Atmosphäre, die die psychologische Komponente des Stücks hervorhebt. Bewegliche Kulissenteile erlauben schnelle und nahtlose Schauplatzwechsel, ohne den Fluss der Handlung zu unterbrechen. Die Musik-Effekte von Fritz Rainer erhöhen den Gruselfaktor.
Höhepunkte der Geschichte sind die tiefgründigen Konfrontationen und Dialoge zwischen der Kreatur und seinem Schöpfer.
FRANKENSTEIN ist ein beeindruckendes, emotionales und gehaltvolles Theatererlebnis. Es ist ein philosophisches Meisterwerk, das durch seine universellen Themen und seiner menschlichen Tiefe besticht. Ein zeitloser Klassiker, der zum Nachdenken und Reflektieren anregt.
Cast:
Die Kreatur – Robert Notsch
Victor Frankenstein – Paul Barna
Elisabeth Beaufort – Daniela Moser
Kapitän Walton/ Landstreicher/ Alter Inselbewohner – Markus Tavakoli
Der Blinde (De Lacey)/ Freier/ Matrose/ Pfarrer – Christoph Prückner
Agathe De Lacey/ Prostituierte/ Clarice – Stephanie-Christin Schneider
Vater Frankenstein/ Landstreicher/ Matrose – Hermann J. Kogler
Felix De Lacey/ Matrose/ Junger Inselbewohner/ Diener – Simon Brader
Diener/ Matrose – Hasiret M. Yavuz
Wilhelm Frankenstein, Victors Bruder – Eric Huget
Die Braut – Anja Hrauda
5 von 6 Sternen: ★★★★★
Kritik: Michaela Springer; Fotos Bettina Frenzel
Mehr Infos unter: www.theaterzumfuerchten.at