17.10.2025 - Komödie am Kai/ Wien
HOW TO DATE A FEMINIST
Wie modern darf Romantik sein? Diese unausgesprochene Leitfrage schwebt über der Inszenierung von HOW TO DATE A FEMINIST, Samantha Ellis’ pointenreicher Beziehungskomödie, welche, nach der österreichischen Erstaufführung beim Theater Sommer Klagenfurt, derzeit an der Komödie am Kai zu sehen ist. In den Hauptrollen glänzen Angelika Strahser und Wilhelm Prainsack, ein eingespieltes Duo, das mit sichtbarem Vergnügen die Balance zwischen satirischer Zuspitzung und emotionaler Authentizität hält.
Ellis’ Stück entfaltet seinen Reiz aus den Widersprüchen zwischen Ideal und Alltag. Im Zentrum stehen Kate, die sich unweigerlich zu Männern hingezogen fühlt, „die sie ruinieren“, und Steve, der sich dem Feminismus verschrieben hat, eine Konstellation, die nicht nur das Paar, sondern auch das Publikum in einen gedanklich funkelnden Schlagabtausch verwickelt. Hier geht es weniger um ideologische Grabenkämpfe als um die alltäglichen Missverständnisse zwischen Haltung und Gefühl, Theorie und Praxis.
Regisseurin Katharina Mirk inszeniert diese Konflikte als präzise getaktete Komödie mit intellektuellem Unterton. Sie nutzt die Mechanismen des Genres, um gesellschaftliche Diskurse mit spielerischer Leichtigkeit zu unterwandern. Die Dialoge sind messerscharf, die Pointen zünden und doch bleibt Raum für Zwischentöne, für Nachdenklichkeit und Irritation.
Angelika Strahser gestaltet ihre Kate mit einer feinen Mischung aus Schärfe und Verletzlichkeit. Ihr Spiel zeigt, wie nahe Selbstbehauptung und Selbstzweifel beieinanderliegen. Strahsers Kate ist keine Karikatur der Anti-Feministin, sondern eine Frau, die sich gegen die Zumutungen von Rollenbildern, den eigenen, wie den gesellschaftlichen behauptet.
Wilhelm Prainsack verleiht dem überzeugten Feministen Steve eine charmante Ironie. Er vermeidet jede moralische Überhöhung und spielt einen Mann, der an seinem Idealismus ebenso scheitert, wie an der Realität seiner Gefühle. Zwischen Strahser und Prainsack entsteht eine spürbare Spannung, ein dialogisches Duell, das ebenso von Zärtlichkeit, wie von intellektueller Reibung getragen ist.
Beide Schauspieler übernehmen zudem die Nebenfiguren, Eltern, Expartner und Wegbegleiter, was dem Stück eine zusätzliche Dimension verleiht. Diese Mehrfachbesetzungen sind weit mehr als komödiantische Effekte. Sie öffnen Reflexionsräume und zeigen, wie eng Liebe, Herkunft und gesellschaftliche Prägung miteinander verwoben sind.
Mirk hält das Tempo hoch, ohne in bloße Gag-Mechanik zu verfallen. Jede Szene ist rhythmisch präzise gebaut, jede Pause bewusst gesetzt. Die Bühne bleibt reduziert, wenige Requisiten, sparsame Kostümwechsel. Diese Konzentration auf Sprache und Körper schärft den Blick auf die performative Konstruktion von Geschlechterrollen und auf deren Brüchigkeit.
In dieser Wiener Fassung wird HOW TO DATE A FEMINIST zu weit mehr als einer charmanten Beziehungsfarce. Es ist ein Stück über Kommunikation und darüber, wie schwer es fällt, einander zuzuhören, wenn man zu viel weiß und zu wenig versteht. Ellis’ Komödie entlarvt den modernen Reflex, Diskurse zu führen, statt Beziehungen zu leben, und entdeckt darin eine unerwartete Menschlichkeit.
Eine klug getimte, sprachlich Komödie, die Witz und Bewusstsein gleichermaßen kultiviert. Strahser und Prainsack überzeugen mit präzisem Timing und feinem Gespür für Zwischentöne, während Katharina Mirks Regie Ironie und Empathie mit souveräner Leichtigkeit austariert.
HOW TO DATE A FEMINIST zeigt, dass politische Themen auf der Bühne nicht Pathos, sondern Humor verlangen, vorausgesetzt, man nimmt die Figuren ebenso ernst wie ihre Fehler. Das Ergebnis ist ein leichtfüßiger, gedanklich präziser Theaterabend, der beweist, dass Liebe vielleicht nicht immer feministisch, aber durchaus reflektiert sein kann.
Bis 31. Oktober 2025 ist das Stück noch in der Komödie am Kai zu sehen.
5 von 6 Sternen: ★★★★★
Kritik: Michaela Springer; Fotos: Komödie am Kai
Eine Produktion von: www.theatersommerklagenfurt.com
www.komoedieamkai.at









