02.11.2024 - Scala/ Wien
VOLPONE oder DER ALTE FUCHS
VOLPONE ODER DER ALTE FUCHS von Ben Jonson aus dem Jahre 1606 hat an Relevanz nichts verloren. Gier, Korruption und moralische Verkommenheit ist immer noch so aktuell, wie damals.
Die bearbeitete Inszenierung von Sam Madwar greift die Gier, getriebene Täuschung und Listigkeit auf, um eine zeitgenössische Kritik an gesellschaftlicher Raffgier und Heuchelei zu zeichnen. Dabei hält er sich optisch und sprachlich an das Original, ist aber dynamischer. Er veranschaulicht die Habgier auf den Einzelnen und der Gesellschaft.
Das Stück zeigt die Verfolgung von Reichtum und Macht, die die Menschen dazu bringt ihre Integrität, Ehrlichkeit und Menschlichkeit aufzugeben. Das zentrale Thema ist Gier, die die Charaktere in unterschiedlicher Ausprägung darstellen. So preist der sonst so eifersüchtige Ehemann seine Frau an, ein anderer enterbt seinen Sohn und wiederum ein anderer nützt seine Stellung als Notar, um als Allleineerbe in Volpones Testament eingesetzt zu werden. Doch Volpone ist der Gierigste und Raffinierteste von allen.
Johannes Terne bringt Volpones verschlagenen Witz und Doppelzünigkeit meisterhaft zum Ausdruck. Besonders in den Szenen, in dem er seine Opfer manipuliert, sorgt er durch eine Mischung aus Charme und zynischem Humor für gelungene Unterhaltung.
Sebastian von Malfer als Mosca, seinen Diener, hat eine lebendige Dynamik und starke Bühnenpräsenz. Er passt sich jeder Situation an, um seinen eigenen Vorteil zu erlangen. Er zeigt keine Loyalität.
Voltare (Randolf Destaller), Carbaccio (Peter Fuchs) und Corvino (Christoph Prückner) sind die drei potenziellen Erben. Ihre Namen sind symbolisch für ihre Charaktere, Raubvögel mit Raubtierelementen. Sie übertreiben glaubhaft ihre Figuren, ohne ins Absurde oder Unglaubwürdige zu rutschen.
Der impulsive Sohn Carbaccios, Capitano Leone, wird mitreißend von Benjamin Spindelberg verkörpert.
Die Frauen werden schwarz-weiß gezeichnet, auf Hure (Canina – Ildiko Babos) und Fromme (Colomba, Corvinos Frau – Viktoria Hillisch) reduziert, ohne jegliche Grauschattierung.
Sam Madwar gelingt es eine harmonische Gesamtkompsition zu schaffen, indem Bühnenbild, Kostüme und schauspielerische Leistung ineinandergreifen und den satirischen Kern des Stückes treffend herausstellen.
Die Aufführung unterhält nicht nur, sondern regt auch zur Reflexion an. Eine Empfehlung für alle die kluge Gesellschaftssatire schätzen.
5 von 6 Sternen: ★★★★★
Kritik: Michaela Springer; Fotos: Bettina Frenzel
Mehr Infos unter: www.theaterzumfuerchten.at