04.12.2024 - Freie Bühne Wieden/ Wien
Die Dinge meiner Eltern
DIE DINGE MEINER ELTERN von Gilla Cremer ist ein tief bewegendes Stück über das Sterben, endgültige Loslassen und mit dessen Umgang. Michaela Ehrenstein als Agnes nimmt das Publikum mit auf eine emotionale Reise, mit all ihren Höhen und Tiefen, die Erinnerungen mit sich bringen.
Agnes muss nach dem Tod ihrer Eltern deren Hausrat auflösen. Die vier Schwestern hatten beschlossen das elterliche Haus zu verkaufen. Eine Herausforderung, denn jeder Gegenstand hat seine Geschichte und bringt längst vergessene oder verdrängte Erinnerungen an die Oberfläche. Glückliche Kindheitstage im Schwimmbad oder bei Turnvorführungen bis hin zu ehelichen Schwierigkeiten, wo auch Scheidung ein Thema war, kommen Agnes wieder in den Sinn. Das Loslassen der materiellen Dinge kostet sie große Überwindung. Es ist eine schwere Bürde, die sie bewältigen muss, um ihren Weg weitergehen zu können.
Unter der Regie von Marcus Ganser entstand eine sehr sensible und minimalistische Inszenierung mit großer Symbolkraft. Umzugskartons dominieren die Bühne. Überall Kartons voller Andenken, egal in welchem Stockwerk und Zimmer. Was soll man damit tun? Aufheben, verkaufen, spenden oder wegwerfen? Am Ende weichen die Schachteln zur Seite und offenbaren symbolisch einen neuen Weg, für Agnes und dem Haus.
Michaela Ehrenstein berührt und begeistert als Agnes. Es gelingt ihr, die Balance zwischen humorvollen Elementen und tief berührenden Szenen zu halten. Das Publikum wird durch ihre emotionale Achterbahn mitgerissen. Eine beeindruckende Solo-Performance. Themen, wie das endgültige Loslassen und ihre Selbstreflexion werden sensibel, aber direkt, thematisiert, was jeden einzelnen Zuschauer auf irgendeine Weise betrifft und dadurch auch realistisch greifbar macht, sowie zum Nachdenken anregt.
DIE DINGE MEINER ELTERN ist ein leises, aber besonders emotionales Stück, welches noch lange nachwirkt.
Bis 12. Dezember ist das Stück noch in Freien Bühne Wieden zu sehen.
5 von 6 Sternen: ★★★★★
Kritik: Michaela Springer; Fotos: Freie Bühne Wieden/ Robert Peres